So holen Sie die Natur in Ihren Garten zurück
Infos & Tipps vom Profi
Die Natur muss gefühlt werden.
Viele Menschen wünschen sich mittlerweile wieder mehr mit der Natur verbunden zu sein. Glücklich sind da die, die einen Garten ihr Eigen nennen können, denn hier haben sie es selbst in der Hand!
Gehören auch Sie zu den Gartenbesitzern, die sich mehr Artenvielfalt und Natürlichkeit in ihrer grünen Oase hinter dem Haus wünschen? Dann haben wir hier ein paar wertvolle Tipps für Sie!
Wählen Sie nützliche Pflanzen
Artenreichtum lässt sich durch viele kleine Maßnahmen fördern. Pflanzen, die einfache statt gefüllte Blüten öffnen locken bestäubende Insekten wie z.B. Bienen und Schmetterlinge in den Garten.
Heckenpflanzen, die wenig oder sogar überhaupt nicht geschnitten werden müssen, sind wertvolle Rückzugs- und Nistorte für Vögel. Wenn die Gehölze dann auch noch toll blühen, profitieren auch wieder die meisten Insekten von ihnen.
Ein kleiner oder auch größerer Bereich oder großer Kasten in dem Sie das Saatgut für eine bunte Blumenwiese aussäen, dient allerlei Insekten als Schutz und zieht Pollensammler magisch an. Schon mit diesen einfachen Mitteln, können Sie Ihrem Garten ein Stück Natürlichkeit zurückgeben. Doch da geht noch mehr!
Insektenfreundliche Pflanzen für natürliche Gärten
Wasser ist Leben
Damit Tiere und Pflanzen in Ihrem Garten auch ihren Durst löschen können – ganz besonders an heißen Sommertagen – können Sie einige flache Schalen mit Wasser verteilen. Wichtig ist, dass Sie die Gefäße täglich neu befüllen, damit sich keine Krankheitserreger in ihnen sammeln.
Bevorzugen Sie stattdessen lieber ein kleines Wasserbecken, sollten Sie auch an Ausstiegshilfen für Kleintiere denken. Mäuse oder andere Nagetiere können zwar meistens gut schwimmen, doch zu hohe oder glatte Ränder werden für sie schnell zur Gefahr. Äste oder dickere Steine, die aus dem Becken ragen verhindern Schlimmeres.
Doch Wasser stillt nicht nur den Durst. Es ist auch ein wichtiger Lebensraum für Insekten und Amphibien. Hier legen sie ihre Eier ab und durchleben verschiedene Entwicklungsstufen. Viele von ihnen leben hier sogar dauerhaft. Natürlich reichen für Frosch und Kröte keine flachen Schalen oder ein winziges Wasserbecken. Doch wer den Platz hat, kann mit einem Teich das Repertoire an Lebensräumen auf dem eigenen Grundstück erweitern.
Natursteinmauern oder Steinhaufen locken Insekten und Reptilien in den Garten
Steine, die Sie entweder zu dekorativen Mauern aufschichten oder nur ungeordnet als Haufen in einer Gartenecke lagern, ziehen Tiere und Pflanzen gleichermaßen an. Viele Wildpflanzen oder auch spezielle Steingartenpflanzen finden zwischen den Fugen und in den Ritzen guten Halt für ihre Wurzeln. Insekten und Reptilien, wie Eidechsen bieten die Hohlräume zwischen den Steinen dagegen ein gemütliches Zuhause.
Profitipp...
Verwenden Sie Steine, die in Ihrer Region typisch sind. Damit werden weite Transportwege per Schiff und mittels LKW überflüssig. Außerdem fügen sich die Steine harmonisch in die Umgebung ein, da man sie auch außerhalb des eigenen Grundstückes häufig sieht.
Laubhaufen als Überwinterungsquartiere
Wenn der Herbst die Blätter in den schönsten Farben leuchten lässt, wird es Zeit den Laubrechen aus der Garage oder dem Gartenhaus zu holen. Doch anstatt das kostbare Laub einfach zusammenzuharken und in Plastiksäcken an den Straßenrand zur Abholung zu stellen, sollten Sie es besser unter Hecken oder in Gartenecken sammeln.
So finden Igel, Kröte und Co. ein warmes Plätzchen und können den Winter in Ihrem Garten verbringen. Die gefährliche Reise über die Straßen der Wohngebiete, auf der Suche nach einem geeigneten Winterquartier müssen „Ihre“ Gartenbewohner also gar nicht erst antreten.
Profitipp...
Ende April, wenn die Tiere ihre Winterquartiere wieder verlassen haben, können Sie die Laubhaufen einfach auseinanderziehen. Die Bodenlebewesen wandeln die kostbare organische Masse in Humus um, der wiederum Ihre Pflanzen mit wichtigen Nährstoffen versorgt. So schließt sich der Kreislauf der Natur!
Kletterpflanzen können Bäume ersetzen
In kleinen Gärten, in denen kein Platz für größere Bäume oder Sträucher ist, sind Kletterpflanzen eine tolle Alternative. Die Pflanzen bieten vielen Gartenbewohnern wertvolle Rückzugs- und Nistorte und je nach Art auch noch Blüten und/oder Früchte für eine Stärkung.
Zusätzlich halten sie die Hitze von der Fassade ab und sorgen so dafür, dass es an heißen Sommertagen in unseren Wohnräumen angenehm kühl bleibt. Mit immergrünen Kletterpflanzen, wie z.B. Efeu, kehrt sich dieser Effekt im Winter sogar um – die Kälte wird von der Hauswand abgehalten und der Wärmeverlust über die Außenwände deutlich reduziert. Beides hilft uns Menschen, wertvolle Energie zu sparen, die wir ansonsten für den Betrieb von Klimaanlage oder Heizung aufwenden müssten. Durch Kletterpflanzen an der Hauswand helfen Sie also nicht nur vielen Gartenbewohnern, sondern beteiligen sich auch aktiv am Klimaschutz und helfen dabei, die natürlichen und vor allem endlichen Ressourcen wie Erdgas oder Erdöl zu schonen.
Bäume und Sträucher geben hunderten Insekten ein Zuhause
In größeren Gärten finden auch Bäume und Sträucher einen Platz und dienen Vögeln aller Art als Nist- und Rückzugsorte. Doch nicht nur unsere gefiederten Freunde profitieren von Weißdorn, Schlehe und Apfelbaum – auch Insekten finden in Rindenrissen einen Platz, an dem sie sich verstecken oder ihre Entwicklung abschließen können.
Schon gewusst...?
Eine Eiche bietet bis zu 400 verschiedenen Insektenarten eine Zuflucht. Das ist Artenreichtum auf kleinstem Raum!
Natürlich eignen sich Eichen nicht unbedingt für normale Hausgärten, doch dieses Beispiel soll Ihnen zeigen, dass schon kleine Veränderungen, wie das Pflanzen eines Baumes, Großes bewirken können.
Und diese Insekten ziehen wiederum andere Tiere an, die auf der Suche nach Futter sind. Bestes Beispiel dafür ist der Specht, der immer öfter wieder in unsere Gärten zurückkehrt. Mit seinem Schnabel klopft er die Rinde nach Insekten ab und ist dabei meistens nicht zu überhören. Sind die Bäume schon älter und das Holz zum Teil schon morsch, entstehen dabei oft Baumhöhlen, die Meisen oder Eichhörnchen zur Aufzucht ihrer Jungen gerne nutzen.
Auch Hecken aus Gehölzen, die nur wenig Rückschnitte brauchen und am besten Blüten und Früchte hervorbringen, sind ein wichtiges Element im ökologischen Garten. Anstatt einer wenig natürlichen Formhecke aus Nadelgehölzen, können Sie viele verschiedene Blütengehölze zu einer artenreichen Heckenpflanzung kombinieren. Je abwechslungsreicher die Sträucher in Ihrer Hecke sind (immer auf die Standortvoraussetzungen achten!), desto mehr unterschiedliche Lebensformen finden in ihr ein neues Heim.
Schon gewusst...?
In artenreichen Hecken sollten auch einige Gehölze wachsen, die Dornen oder Stacheln haben. Sie sind für Katzen oder andere Beutesucher nämlich beinahe undurchdringliche Festungen und bieten ganz besonderen Schutz.
Totes Holz ist kein Abfall
Innerhalb der letzten Jahrzehnte haben wir Gartenbesitzer uns einige schlechte Angewohnheiten angeeignet. Eine davon ist die Ordnungsliebe, die uns unsere Gärten ständig aufräumen lässt. Dabei sind abgeschnittene Äste oder Baumstämme, die unter Sträuchern oder hinter Gartenhäusern vor sich hin rotten, ein Quell des Lebens. Unzählige Insekten, Pilze, Flechten und Kleintiere finden hier Nahrung oder eine Zuflucht, wie es sie normalerweise nur noch tief in Wäldern gibt. Ihnen folgen dann wieder andere Lebewesen, die ohne sie nicht überleben könnten.
Wenn Sie die „Unordnung“ eines Totholzhaufens an einem sonnigen Gartenplatz tolerieren können, locken Sie mit ein wenig Glück sogar einige Reptilien an. Dann huschen flinke Eidechsen, z.B. die Zauneidechse — das Reptil des Jahres 2020 — über die Äste oder räkeln sich in der Sonne, um ihre Körpertemperatur zu erhöhen. Sie sehen, durch ein einfaches Mittel, wie ein wenig Totholz, wird die Vielfalt in Ihrem Garten immer größer.
Wildwuchs für wilde Ecken
Auch Wildpflanzen, die sich von ganz allein in unseren Gärten ansiedeln, machen unsere grünen Oasen um einiges bunter und artenreicher. Außerdem halten viele von ihnen wertvollen Pollen und Nektar bereit, der nur ganz bestimmte Insekten anzieht.
Viele Schmetterlinge können z.B. nur an „passenden“ Pflanzen Nahrung finden, da ihre Rüssel speziell auf die Blüten dieser Art angepasst sind. Andere nektarproduzierende Pflanzen kommen für sie also nicht in Frage. Genauso gibt es unter den Faltern auch solche, die ihre Eier nur an wenigen oder sogar nur an einer einzigen Pflanze ablegen. Sie sind daher unbedingt auf Ecken oder Nischen angewiesen, in denen wachsen darf, was wachsen möchte.
Keine Schmetterlinge im Garten? So ändern Sie das!
Sie wünschen sich mehr Schmetterlinge in Ihrem Garten? Wir zeigen Ihnen, wie Sie die bunten Falter zu sich einladen.Bepflanzter Boden ist geschützter Boden
In der Natur gibt es nur sehr wenig Flächen, auf denen überhaupt keine Pflanzen wachsen. Sogar auf Geröllfeldern in den Bergen findet man, wenn man genau hinsieht, noch pflanzliches Leben zwischen den Steinen.
Aus diesem Grund sollten wir in Gärten voller Vielfalt darauf achten, dass möglichst kein offener Boden bleibt. Pflanzen beschatten die Erde und halten so die Feuchtigkeit im Boden. Außerdem schützen sie vor dem stetigen Bodenabtrag durch Wind, der über die Flächen weht. Dabei müssen es nicht unbedingt imposante Stauden sein. Den Boden schützen auch unscheinbare polsterbildende Pflanzen, wie z.B. das Fiederpolster (Cotula dioica oder Cotula squalida). Und natürlich leben auch hier wieder kleine und kleinste Organismen, die mit ihrer Anwesenheit Ihren Garten bereichern werden.
Fazit: Ökologisch gärtnern kann jeder
Egal ob Sie ein großes Grundstück oder nur ein kleines Stück Wiese hinter dem Haus haben, jeder kann seinen Garten mit einfachen Mitteln zu einem Paradies der Artenvielfalt machen. Dafür braucht es auch nicht viel Geld, denn die meisten der von uns vorgeschlagenen Maßnahmen, sind einfach und kostengünstig umzusetzen. Alles was ein Garten voller Vielfalt fordert, ist Ihre Leidenschaft für die Natur!