Darum sind Cottage-Gärten nicht nur etwas für Englandfans
Infos & Tipps vom Profi
Cottage-Gärten gelten als die Gärten der Romantiker und Träumer. Ihre ungezwungene und natürliche – manchmal auch ein bisschen unordentliche - Art begeistert aber nicht mehr nur die Freigeister unter uns. In der immer hektischer werdenden modernen Zeit finden immer mehr Menschen Gefallen an den verwunschen wirkenden Gärten. Hier können Sie nach einem hektischen Arbeitstag zur Ruhe kommen und beim Gärtnern entschleunigen, um Kraft für den nächsten Tag zu sammeln. Doch was macht einen Cottage-Garten eigentlich so besonders?
(Header-Bild: iStock.com/Altinosmanaj)
Eine Entdeckungsreise durch ein verwunschenes Paradies
Wild-romantisch, idyllisch und natürlich – das sind die Eigenschaften, die uns sofort in den Sinn kommen, als wir den Cottage-Garten einer Gartenfreundin betreten. Pflanzen, die Gartenbesitzer früher (heute verboten!) ausnahmslos direkt aus der Natur entnommen haben, empfangen uns mit ihren bunten Blüten. Stockrosen, Lupine und Eisenhut leuchten in den schönsten Farben. Hinter ihnen sind die gefüllten Blüten einer Rose zu erkennen und über den leicht verwitterten Weg aus Natursteinen haben sich Glockenblume, Frauenmantel und Polsterphlox gelegt. Wir gehen langsam weiter und durchschreiten einen Rosenbogen mit einer wunderschön blühenden Kletterrose.
In den Beeten links und rechts des Weges finden wir immer wieder liebevoll platzierte Deko-Elemente – mal ist es eine Steinskulptur, auf deren Oberfläche bereits das Moos wächst, ein anderes Mal eine bunt bepflanzte alte Zinkwanne, die so viel besser hierher passt als ein einfacher Blumenkübel aus dem Gartenmarkt.
Je weiter wir in das verwunschene Paradies eintauchen, desto mehr Details nehmen wir wahr. Hier und da ragen Rankgitter in die Höhe, die Clematis und Geißblätter dankbar als Kletterhilfe nutzen und unseren Blick auf den dahinterliegenden Bereich gekonnt versperren. Und weiter hinten ist sogar eine kleine Pergola zu erkennen – natürlich rankt an ihr eine weitere Kletterrose, deren zart rosafarbenen Blüten uns tiefer in den Garten locken.
Längst haben wir die Hektik des Alltags vergessen, denn die dichte Hainbuchenhecke und die alte Backsteinmauer am Ende des Gartens - an der eine hellblau blühende Clematis in die Höhe wächst - schotten uns gekonnt von ihm ab. Stattdessen sind wir nur damit beschäftigt das nächste, wie zufällig wirkende Detail zu entdecken.
Erst ganz am Ende unserer Entdeckungsreise fällt uns auf, dass es hier bei all dem Überfluss eines aber überhaupt nicht gibt - Rasenflächen. Doch das ist gar nicht schlimm, denn dieses verwunschene Paradies hat auch so alles was es braucht, um zu verzaubern! Und schon ist der Gedanke auch wieder verschwunden, denn ein rostiges altes Fahrrad in dessen Körben vorne und hinten Nelken um die Wette blühen und das nachlässig an der Garagenwand lehnt, weckt unsere Aufmerksamkeit. So ist es eben, wenn der Zauber eines Cottage-Gartens von Ihnen Besitz ergreift.
Mixed Border – das zentrale Element des Cottage-Gartens
Schon bei der Auswahl der Pflanzen für die zukünftige Mixed Border gibt es ein paar Punkte zu beachten. Nicht jede im Handel erhältliche Pflanze eignet sich nämlich für die farbenfrohen Rabatten. Robust, widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge und konkurrenzstark müssen sie sein, denn innerhalb einer Mixed Border kann es schon mal eng werden. Das gefällt nicht jeder Pflanze. Außerdem sollten sie nach der Blütezeit reichlich Samen ansetzen, denn nur auf diese Weise bekommt der Garten auch das gewünschte Eigenleben.
Was ist... "Mixed Border"?
Sinngemäß übersetzt bedeutet der Begriff „Mixed Border“ gemischte Rabatte und bezieht sich auf die üppig blühenden Blumenrabatten, die dem Cottage-Garten erst sein Gesicht verleihen. Sie sind daher das zentrale Element dieser besonderen Art der Gartengestaltung. Doch die Pflanzen, die auf den ersten Blick wie bunt zusammengewürfelt wirken, folgen doch immer einem bestimmten Schema.
Durch selbst versamende Pflanzen wandelt sich das Erscheinungsbild des Gartens jedes Jahr. Lupine, Stockrosen oder Frauenmantel wechseln munter ihren Platz und sind in einem Jahr hier und im nächsten schon dort. An ihre Stelle treten dann wieder andere Pflanzen. So entsteht ein stetiger Wandel und wir können den Garten jedes Jahr aufs Neue entdecken, ohne jemals alles gesehen zu haben.
Das wie zufällig scheinende Durcheinander innerhalb der Mixed Borders folgt einem einfachen Prinzip: Mischen Sie möglichst viele unterschiedliche Pflanzen. Spannung entsteht nämlich immer dann, wenn unterschiedliche Wuchshöhen und -formen nebeneinander wachsen. Auch die Pflanzenarten sollten möglichst vielseitig sein. In den gemischten Rabatten finden sowohl Gehölze und Stauden als auch Sommerblumen und Zwiebelpflanzen ihren Platz.
Das Gleiche gilt auch für die Blütezeit. Cottage-Gärten sind nur im Winter blütenlos. Achten Sie daher auf die Blütezeit der Pflanzen und mischen Sie sie so, dass von Frühjahr bis zum späten Herbst immer möglichst viele Pflanzen gleichzeitig blühen. Hier sollten Sie sich übrigens vor allem auf pastellfarbene Blüten konzentrieren, damit die Leichtigkeit der Beete nicht verloren geht. Zu viele zu knallige Farben lassen den Garten schnell eng und überladen wirken und nehmen dem Cottage-Garten damit seinen Charakter.
30 traditionelle Pflanzen für Cottage-Gärten
- Rose
- Pfingstrose
- Margerite
- Rittersporn
- Lupine
- Stockrose
- Dahlie
- Hortensie
- Lilie
- Phlox
- Obststräucher
- Frauenmantel
- Akelei
- Echter Flieder
- Wicke
- Fingerhut
- Glockenblume
- Bart-Iris
- Storchschnabel
- Eisenhut
- Ringelblume
- Seifenkraut
- Nelke
- Spornblume
- Vergissmeinnicht
- Stiefmütterchen
- Tulpe
- Mohn
- Narzisse
- Maiglöckchen
Die richtigen Dekoelemente geben Cottage-Gärten den letzten Schliff
Kaum eine Gartenart ist so sehr auf verspielte Details angewiesen, wie der Cottage-Garten. Pergolen, Rankgitter oder Rankgerüste überragen das bunte Blumenspektakel und setzen Kletterpflanzen gekonnt in Szene. Mit hübschen Staketenzäunen aus Holz lassen sich gezielt Bereiche abtrennen. Oder Sie machen den Zaun selbst mit einigen bepflanzten Blecheimern zum Hingucker. Besonders schön und romantisch wird es übrigens nach einigen Jahren, wenn das Holz der Zäune verwittert.
Gartenfiguren aus Stein, die zwischen bunten Stauden hervorblitzen, oder Holzfässer, in denen Sie kostbares Regenwasser sammeln, sind ein Schmankerl für das Auge und machen die Reise durch den Garten erst interessant. Das gilt auch für Blecheimer oder alte Zinkwannen (Löcher im Boden nicht vergessen, damit überschüssiges Wasser abfließen kann!), die Sie kurzerhand zu Blumentöpfen oder besonderen Pflanzkästen umfunktionieren. Doch auch ein altes rostiges Fahrrad, dass Sie von Kapuzinerkresse erklimmen lassen oder mit Blumentöpfen dekorieren, hat seinen Reiz.
Aber auch die Auswahl der richtigen Materialien für Wege oder Terrassen will wohl überlegt sein. Hier eignen sich natürliche Materialien wie Kies oder Natursteinflächen mit ihren größeren Fugen besonders gut, da sie gern von Pflanzen bewachsen werden. Und im Laufe der Zeit bekommen die Wege außerdem eine schöne Patina, die den romantischen Stil des Gartens unterstreicht.
Bei der Dekoration gilt im Allgemeinen der Grundsatz: je älter und verwitterter desto besser. So kann es gut sein, dass Sie bei Ihrem nächsten Flohmarktbesuch das ein oder andere schöne Stück für Ihren Cottage-Garten entdecken. Doch auch wenn Sie kein Freund von ausgedehnten Flohmarktbesuchen sind, müssen Sie nicht auf geeignete Deko-Objekte verzichten. Viele Hersteller von Gartendekoration haben den Trend erkannt und bieten verschiedene Schmuckstücke speziell für die romantische Gartengestaltung an.
Fazit: Der Cottage-Garten weckt die Liebe zum Detail
Wer sich einmal auf die scheinbare Unordnung eines Cottage-Gartens eingelassen hat, wird immer mehr Details entdecken. Auf den ersten Blick wirken sie wie zufällig zusammengewürfelt, doch am Ende fügt sich jedes einzelne Detail in ein harmonisches Gesamtbild, sodass auch das Herz des größten Ordnungsliebhabers einfach höherschlagen muss.