Flechten und Baumpilze - Bäume als Lebensraum
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Manche, meist ältere Bäume, geben uns Rätsel auf. Oft sind ihre Stämme oder Äste mit verschiedenfarbigen "Verkrustungen" oder Auswüchsen verziert. Doch was ist hier los?
Tauchen Sie mit uns ein in die faszinierende Welt der Flechten und Pilze. Erfahren Sie, warum sich die sonderbaren Lebewesen gerade Bäume als Lebensraum aussuchen und was das für Ihre Gehölze bedeutet.
(Header-Foto: iStock.com/Jorgefontestad)
Flechten – einfallsreiche Überlebenskünstler
Gerade im ländlichen Raum findet man häufig bunte Verkrustungen an den Stämmen von alten Obstbäumen. Aber auch andere Bäume, Mauern, Zäune oder Dachpfannen zieren die mal rötlichen, mal gelben, manchmal auch grünen oder weißlichen Flecken. Die Rede ist von Flechten. Doch was genau sind Flechten eigentlich und warum wachsen sie so gerne auf der Baumrinde?
Was sind...?
"... Flechten eigentlich?"
Flechten sind Mischwesen aus einem Pilz und einer oder auch mehreren Algen. Botanisch gesehen sind sie jedoch in der Gruppe der Pilze zuhause.
Allein in Mitteleuropa sind ca. 2000 Flechtenarten bekannt, weltweit sind es sogar über 25000. Viele Menschen vermuten, dass die kleinen Wunderwerke der Natur zu den Pflanzen gehören, obwohl sie doch eigentlich in der Gruppe der Pilze zuhause sind. Und auch diese Zugehörigkeit ist nicht ganz eindeutig. Genau genommen sind sie Mischwesen aus einem Pilz und einer oder auch mehreren Algen. Da Pilze keine Fotosynthese betreiben und Algen allein keine Mineralien oder Wasser aus dem Untergrund ziehen können, haben sich beide kurzerhand zu einer neuen Lebensform, der Flechte, zusammengeschlossen. Was der eine nicht kann, erledigt einfach der andere – wie in jeder guten Partnerschaft. So entsteht eine perfekte Symbiose.
Diese Zweckgemeinschaft funktioniert sogar so gut, dass Flechten mehrere hundert Jahre alt werden. Immer vorausgesetzt ihnen macht niemand ihren Lebensraum streitig. Wehrhaft sind die bunten Flecken nämlich überhaupt nicht. Bei der kleinsten Störung geben sie einfach auf und verkümmern immer weiter, bis sie schließlich ganz verschwunden sind.
Sie reagieren außerdem sehr sensibel auf trockene Luft und schädliche Umwelteinflüsse. Sonnige, trockene Lebensräume meiden sie genauso wie Orte mitten in der Stadt an denen die Luft mit Abgasen belastet ist. Stattdessen suchen sie sich häufig schattige Plätzchen als Bleibe aus. Hier trocknet die Feuchtigkeit nicht so schnell ab. Und das kommt ihnen sehr gelegen.
Da Flechten alles was sie zum Leben brauchen direkt aus der Luft aufnehmen – auch das Wasser – sind sie auf die hohe Luftfeuchtigkeit angewiesen. Aus diesem Grund ist auch die Wetterseite von Baumstämmen bei ihnen sehr beliebt. Doch egal wie optimal die Luftfeuchtigkeit an diesen Orten ist, wenn die Luft mit Schadstoffen belastet ist, werden sie nicht überleben.
Treffen Sie also zukünftig Flechten in Ihrer Umgebung an, sollten Sie ein paar tiefe Atemzüge machen, denn wo sie sind ist die Luft noch sauber und unverbraucht.
Doch Achtung: Natürlich gibt es auch für diese Regel eine Ausnahme. Sind die Flechten leuchtend gelb, sollten Sie sich das mit dem tief Atmen noch einmal überlegen. Diese kleine Flechte – gewöhnliche Gelbflechte (Xanthoria parietina) genannt – stört sich nämlich nicht an schlechter Luft. Anders als ihre Artgenossen liebt sie den Trubel und vor allem die "dicke Luft", mit all ihren stickstoffhaltigen Verbindungen, in Innenstädten und Gewerbegebieten. Aus diesem Grund wird sie häufig auch als "Stadtflechte" bezeichnet.
Immer auf der Suche nach gutem Halt und frischer Luft
Soweit so gut. Doch was bedeutet es nun für Gehölze, wenn sie von Flechten als Lebensraum ausgewählt werden? Kurzum: nicht viel, denn sie schaden Ihren Pflanzen nicht. Die Baumrinde bietet den Mischwesen einfach nur guten Halt und wenig Störungen. Eigentlich absolut nachvollziehbar, oder? Die meisten von uns würden sich vermutlich auch ein Grundstück zulegen, auf dem sie ungestört sind und auf dessen Untergrund ihr Haus sicher steht.
Und da Flechten zu den unkompliziertesten Nachbarn gehören, unternimmt die Natur auch nichts gegen sie. Als reine Selbstversorger kommen die kleinen Lebewesen nämlich wunderbar allein zurecht. Wie schon erwähnt, nehmen sie alles was sie zum Leben brauchen direkt aus der Luft auf. Das "Anzapfen und Ausbeuten" ihres "Vermieters" haben sie daher gar nicht nötig. Entdecken Sie in Zukunft an Ihren Gehölzen einige Flechten, können Sie also ganz entspannt bleiben. Freuen Sie sich lieber, dass die Luftqualität bei Ihnen so gut ist, dass sie sich zum Bleiben entschieden haben.
Merke...!
"Flechten sind harmlos, so lange es nicht zu einer Invasion kommt."
Diese Lebewesen sind absolut unkomplizierte Bewohner von Gehölzen. Alles was sie interessiert ist die gute Haftung auf der Rinde - ansonsten versorgen sie sich komplett selbstständig, einfach über die Luft.
Allerdings sind Flechten heute gar nicht mehr so häufig anzutreffen. Ungefähr die Hälfte unserer deutschen Flechten stehen bereits auf der roten Liste und sind entweder bestandsgefährdet oder sogar schon ausgestorben bzw. verschollen. Wenn das mal kein guter Grund ist, die kleinen Lebewesen an Gehölzen, auf Mauern oder an Zäunen einfach hinzunehmen. Meinen Sie nicht? Doch auch wenn die Situation für diese Lebensgemeinschaften gerade nicht sehr rosig ist, ist es noch nicht zu spät. Wenn wir alle unseren Teil dazu beitragen, dass weniger Schadstoffe in die Umwelt abgegeben werden, könnten wir sie auch wieder häufiger zu Gesicht bekommen.
ACHTUNG...
"Bei massenhaftem Auftreten besteht Handlungsbedarf!"
In seltenen Fällen überwuchern Flechten Gehölze regelrecht. In diesem Fall sollten Sie tätig werden. Alles was Sie dafür brauchen ist eine spezielle Baumbürste, um die Organismen auf sanfte Weise von der Rinde zu bürsten. Andere Bürsten sind absolut tabu!
Problematisch werden Flechten erst dann, wenn es zu einer Invasion kommt und es einfach zu viele werden. Je mehr Blatt- und Blütenknospen die bunten Flecken überwachsen und so zum Absterben bringen, desto schwieriger wird es für den Baum. Weniger Blätter bedeuten immerhin auch weniger grüne Blattflächen, um Fotosynthese zu betreiben. Wenn es so weit ist, besteht daher Handlungsbedarf – aber wirklich erst dann. Da von den kleinen Pilzwesen keine Gegenwehr zu erwarten ist, lassen sie sich glücklicherweise ganz leicht entfernen. Im Handel finden Sie spezielle Baumbürsten, mit denen Sie sie einfach abbürsten können. Bitte benutzen Sie unbedingt nur diese Bürsten, denn ihre Borsten haben den richtigen Härtegrad. Drahtbürsten, ausgediente Straßenbesen oder ähnliches könnten die empfindliche Rinde der Bäume verletzen und so zu Folgeproblemen (Schädlings- oder Pilzbefall) führen.
Natürlich können Sie aber auch schon direkt beim Pflanzen Ihrer Gehölze dafür sorgen, dass eine Flechten-Masseninvasion ausbleibt. Dafür machen Sie sich einfach ihre natürliche Abneigung gegenüber trockener Luft zu Nutze. Bäume und Sträucher, die nach Regenschauern schnell wieder abtrocknen, werden sie sich nämlich garantiert nicht als Bleibe aussuchen. Halten Sie dafür zwischen Ihren Pflanzen einfach ausreichend Abstand ein. Lichten Sie Baumkronen oder das Innere von Sträuchern dann auch noch regelmäßig aus, können Sie sich auf der sicheren Seite wähnen.
Baumpilze – ein Leben auf Kosten anderer
Wenn Sie bei Waldspaziergängen Ihren Blick schweifen lassen, werden Sie sie schon nach kurzer Zeit entdecken – die Baumpilze. Ob an Stämmen, Ästen oder im Bereich von Baumscheiben, überall wo Bäume wachsen sind sie nicht weit. Und auch wenn Sie die Pilze gerade nicht sehen, sind sie trotzdem da. Doch wie kann das sein? Schließlich können sie sich ja nicht unsichtbar machen – oder doch?
Nein, unsichtbar sind sie natürlich nicht – nur gerade in diesem Moment nicht sichtbar. Das liegt daran, dass Pilze eigentlich viel mehr sind als nur die Fruchtkörper, die wir kennen. Der eigentliche Pilz lebt gut verborgen im Inneren des Baumes. Er besteht aus einem weit verzweigten Geflecht aus Pilzfäden – dem sogenannten Mycel. Stellen Sie sich einfach ein feines Netz vor, das sich in den Wurzeln, im Stamm, in den Ästen und in der Erde rund um den Baum herum immer weiter ausbreitet. Das, was wir dagegen als Pilz bezeichnen, ist eigentlich nur die Frucht. Ihre Aufgabe ist es, die Pilzsporen zu verteilen, mit denen der Pilz das Mycel stetig vergrößert. Und wie auch Apfel- oder Kirschbäume haben die meisten Pilze eine "Reifezeit", in der sie Ihre Früchte ausbilden. So sind sie für uns nur zu dieser bestimmten Zeit sichtbar.
Schon gewusst...?
"Pilze sind weitaus größer als sie uns zeigen!"
Das liegt daran, dass das was wir als "Pilz" bezeichnen nur der kleine oberirdische Teil des Ganzen ist. Den sogenannten Fruchtkörper könnte man mit einer Blüte vergleichen. Er dient nur dazu die Sporen in der Umgebung zu verbreiten. Der eigentliche Pilz besteht aus einem feinen Netz an Pilzfäden, die überall in der Umgebung der Fruchtkörper sind. In der Erde und auch in den Bäumen selbst.
Doch auch in Monaten in denen sie sich verstecken, gibt es einige Anhaltspunkte, die dem Kundigen zeigen, dass hier ein Pilz lebt. Haben Sie nicht auch schon einmal Bäume gesehen, an deren Stämmen und Ästen stellenweise ein weißer Belag klebt? Man könnte es leicht mit weißer Farbe verwechseln. Aber warum sollte jemand mitten im Wald weiße Kleckse auf Baumstämme malen? Und tatsächlich ist es etwas anderes. Es handelt sich um das erste sichtbare Symptom eines Baumpilzes.
Sehen Sie also Bäume mit diesem weißen Belag, können Sie sicher sein, dass sie da sind. Bevor es aber zu dem weißen Belag kommt, wachsen die Pilze – meistens schon seit Jahren – im Inneren. Von Außen ist zu dieser Zeit nicht zu erkennen, welcher Kampf in den befallenen Bäumen tobt. Erst wenn die Pilzfäden mit Sauerstoff in Kontakt kommen – z. B. durch Verletzungen der Rinde – entwickelt sich der uns bekannte Pilz.
Sind Baumpilze ein Grund zur Sorge - von Symbiosen und Schmarotzern
So viel zu der faszinierenden Biologie von Pilzen. Doch sind sie für Bäume nun gut, schlecht oder ohne Auswirkungen – so wie ihre Verwandten, die Flechten? Die Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Immerhin ein Drittel aller Pilze sind sogenannte Mykorrhiza, die Lebensgemeinschaften mit Bäumen eingehen, von denen beide Seiten ausschließlich profitieren. Darunter sind namenhafte Speisepilze, wie z. B. Trüffel oder Steinpilze, aber auch der giftige Fliegen- und der gefürchtete Knollenblätterpilz. Jeder dieser Pilze ist für den Baum vollkommen ungefährlich.
Was ist...?
"... Mykorrhiza?"
Mykorrhiza sind Pilze, die in Lebensgemeinschaften mit Bäumen leben. Der Pilz hilft dem Baum dabei kleinste Mengen an Wasser aus der Erde zu ziehen. Im Gegenzug versorgt der Baum den Pilz mit Traubenzucker, den er allein niemals herstellen könnte.
Mykorrhiza heften sich an die Feinwurzeln von Bäumen und Sträuchern und helfen ihnen, indem sie mit ihrem eigenen feinen Wurzelgeflecht kleinste Mengen von Wasser und somit auch Nährstoffe aus der Erde ziehen und an sie abgeben. Um so kleine Mengen aufzunehmen, sind die Wurzeln von Gehölzen nicht geeignet. Im Gegenzug versorgt der Baum den Pilz mit Zucker, den er aus der Fotosynthese gewinnt. Da Pilzen die grünen Pflanzenteile für die Fotosynthese fehlen, können sie selber nämlich gar keinen Zucker produzieren. Das wäre auch gar nicht so schlimm, wenn nicht – wie bei allen anderen Lebewesen auch – ihr Leben von dem Traubenzucker (Glucose) abhängen würde. Diese Zweckbeziehung ist also für beide Seiten gut.
Anders sieht es da mit den holzzersetzenden Baumpilzen aus, die es überall auf der Welt gibt. Sie haben so hübsche Namen wie Zunderschwamm, Hallimasch oder Schwefelporling. Doch hinter den recht harmlosen Namen stecken echte Problemmacher. Die meisten dieser Baumpilze haben nämlich die schlechte Angewohnheit das Holz des Baumes zu zersetzen, der ihnen als Zuhause dient.
Doch bevor es so weit ist, müssen sie erst einmal einen Weg hinein finden. Dafür nutzen sie kleinste Wunden an der Rinde oder den Wurzeln, denn auch der feinste Riss bedeutet für die z. T. mikroskopisch kleinen Sporen ein weit geöffnetes Tor.
Aber warum zerstören sie ihren eigenen Lebensraum? Schließlich zünden wir auch nicht unser Heim an und vernichten so unser Zuhause. Ganz einfach, Schwefelporling und Co. haben großen Hunger. Anders als Flechten nutzen sie ihre Vermieter vollkommen aus. Ganz selbstverständlich bedienen sie sich an der "Speisekammer" des Baumes und zweigen sich immer mehr Nährstoffe ab. Da das allein aber noch nicht ihren Hunger stillt, zersetzen sie auch noch den Baum selbst, um aus ihm auch die letzten Nährstoffe zu pressen.
Die Braunfäule und ihre Pilze
Schwefelporling und rotrandiger Baumschwamm lösen im Inneren des Baumes die sogenannte Braunfäule aus, die die Holzfasern zerstört und brüchig werden lässt. Dabei machen sie keinen Unterschied, ob der Baum noch lebt oder bereits abgestorben ist. Ihnen "schmeckt" es immer gut. Dem Baum ist es allerdings alles andere als egal, denn nach und nach färbt sich das "leergesaugte" Holz braun und zerfällt zu guter Letzt einfach zu feinem Staub.
Dass solche Bäume nicht mehr zu retten sind, ist wahrscheinlich klar. Umso erstaunlicher ist es, dass manche Bäume auch mit dem Pilzbefall noch viele Jahre überleben können. Allerdings muss ihre Standsicherheit unbedingt regelmäßig überprüft werden. Denn kommt der Moment, in dem Ihr Baum nicht mehr standsicher ist, kann ihn schon eine stärkere Windböe zu Boden zwingen. Wägen Sie beim sichtbar werden von Schwefelporling und Baumschwamm daher am besten immer mit einem Fachmann ab, ob der Baum dieses Risiko wirklich wert ist.
- häufig an Laubbäumen (Eichen, Weiden, Pappeln)
- Fruchtkörper sichtbar von Mai - Oktober
- befallene Bäume können noch Jahre standsicher sein (Kontrolle! / Risikoabwägung)
- ein Restrisiko bleibt
- sowohl Laub- als auch Nadelbäume (Buche, Fichte, Birke, Kiefer)
- Fruchtkörper ganzjährig sichtbar
- Verwechslung mit Zunderschwamm möglich (kommen oft gemeinsam vor)
- gelblich weiße Poren unterseits, Zuwachsrand mehrfarbig
(Foto: iStock.com/Kuzmalo)
Die Weißfäule und ihre Pilze
Zunderschwamm und Lackporling sind dagegen Pilze, die bekannt dafür sind, die Weißfäule auszulösen. Anders als bei der Braunfäule zerstören sie den "Holzklebstoff" Lignin und machen das Holz weiß und faserig. Die Folgen für den Baum sind allerdings am Ende die gleichen. Auch hier kann nach jahrelangem, oft sogar unentdecktem Wirken der Pilze schon ein wenig Wind ausreichen, um einen gestandenen Baum zu Fall zu bringen.
Allerdings sind Weißfäulepilze Feinschmecker. Anders als Braunfäulepilze lassen sie sich nur an lebendem Holz nieder. Und auch bei der Geschwindigkeit der Zersetzung unterscheiden sich die beiden Pilzarten – Weißfäule schreitet insgesamt langsamer voran. So lassen sich die Bäume jahre- oder oft sogar jahrzehntelang von den Pilzen ausbeuten, bevor sie letzten Endes doch aufgeben müssen. Bis dahin genießen die Pilze ihre "Mahlzeit" in vollen Zügen. Und auch nach dem Tod enthalten die Bäume noch genug Nährstoffe, um das Überleben der Pilze für weitere Jahre zu sichern.
- häufig an Laubbäumen
- typischerweise nur eine Seite des Baums befallen
- Pilz meist im Wurzelbereich - Fruchtkörper daher meist am Stammfuß
- so lange noch Zuwachs, so lange normalerweise keine Gefährdung der Standsicherheit
(Foto: iStock.com/Machacekcz)
- häufig an Laubbäumen (besonders Buchen und Birken)
- Fruchtkörper immer sichtbar
- wurde früher benutzt, um Glut (zum Entzünden eines Feuers) zu transportieren
- Pilzgewebe glimmt lange
Besser Vorbeugen als Heilen
So viel zu den Fäulepilzen. Doch vergessen wir nicht, was wir eingangs schon festgestellt haben: Nicht alle Baumpilze sind schädlich für Bäume. In Wäldern, in denen sich die Natur frei entfalten kann, sind sie sogar unbedingt notwendig. Die Natur braucht sie, um totes Material zu zersetzen und so wieder neue organische Masse zu gewinnen. Dieser neue Humus ernährt die nachfolgende Generation junger Bäume, bis das Leben auch für sie auf diese Weise endet. Und trotzdem – manche Baumpilze möchte man einfach nicht im Garten haben. Was also können Sie tun?
Offen und ehrlich gesprochen: Wenn Sie bemerken, dass ein Pilz den Weg in Ihren Garten gefunden hat, ist es leider längst zu spät. Sind die Anzeichen erst einmal da, haben sich Baumschwamm und Co. schon lange im Inneren des Baumes ausgebreitet. Allerdings haben wir auch schon gelernt, dass nicht jeder Pilz automatisch das baldige Ableben eines Baumes bedeutet.
5 Tipps gegen Baumpilze
- Beachten Sie Lichtbedarf, Bodenansprüche und Pflanzabstände, damit sich Ihre Gehölze wohlfühlen
- Auch Bäume haben ab und zu Hunger - der Dünger muss genau auf den Bedarf abgestimmt sein
- Vermeiden Sie Wurzelverletzungen durch Überfahren oder Graben im Wurzelbereich
- Fügen Sie Ihren Bäumen auch sonst möglichst keine Verletzungen zu
- Baumstümpfe sind einladend für Pilze - entfernen Sie sie am besten gleich beim Roden
Und ganz machtlos sind Sie auch nicht. Allerdings können Sie nur vorbeugend handeln. Es ist nämlich wie bei uns Menschen: Am besten versuchen wir unsere Gesundheit durch einen guten Lebensstil zu erhalten. Denn Vorbeugen ist bekannterweise immer besser als Heilen.
Fazit: Von harmlos bis gefährlich - aber immer faszinierend
Flechten und Baumpilze sind faszinierende Organismen, die trotz aller Widrigkeiten Wege gefunden haben, um ihr Überleben zu sichern. Manche, ohne andere Lebewesen zu behelligen und andere auf Kosten ihrer "Gastgeber". Doch egal ob harmlos oder aggressiv – die Natur hat jedem Lebewesen ihre eigene wichtige Rolle in unserem Ökosystem zugewiesen.
So bereiten Flechten – als sogenannte Pionier"pflanzen" – auf ehemals "toten" Böden den Weg für die Rückkehr von Blütenpflanzen. Da sie langsam das Gestein verwittern auf dem sie wachsen, entsteht letzten Endes nährstoffreiche, frische Erde. Und die ist für alle weiteren Pflanzen die Voraussetzung für eine Besiedelung.
Und auch Baumpilze tragen ihren Teil zum großen Ganzen bei, indem sie totes Material zersetzen. Als Angehörige der natürlichen Müllabfuhr und als wichtige Humusproduzenten sind auch sie unverzichtbar.
Sollten Sie also in Zukunft Flechten oder einen Baumpilz in Ihrem Garten entdecken, wissen Sie jetzt, dass meist kein Grund zur Panik besteht. Alles geht seinen natürlichen Gang! Und ist es nicht gerade Natürlichkeit, die wir uns heute wünschen?