Kirschbaum-Ratgeber
Pflanz- und Pflegetipps vom Profi
Basisinfos für Gärtner
Botanischer Name: Prunus avium
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Licht: vollsonnig bis sonnig
Boden: tiefgründig und kalkhaltig (Süßkirschen), nährstoffreich und durchlässig (Sauerkirschen)
Kirschbäume werden in Süßkirschen und Sauerkirschen unterteilt. Die Neigung zum Platzen ist bei den Sauerkirschen geringer. Sie werden zusätzlich noch einmal in Weichselkirschen (mit färbendem Saft) und Amarellen (mit nicht färbendem Saft) unterschieden.
Hier fühlen sich Kirschbäume wohl
Je nachdem, ob es sich bei der von Ihnen gewählten Kirsche um eine Süß- oder Sauerkirsche handelt, unterscheiden sich die Ansprüche an den Standort im Garten. Prüfen Sie daher schon vor dem Kauf die Eignung des angedachten Pflanzplatzes und führen Sie ggf. Bodenverbesserungsmaßnahmen durch.
Vollsonnige Standorte mit tiefgründigem, kalkhaltigem Boden mögen Süßkirschen am liebsten – der Boden darf ruhig steinig und sogar relativ trocken sein, da sie im Verhältnis weniger Wasser brauchen.
Süßkirschen gedeihen in Deutschland bis auf Höhen von 1000 m, doch sind die Blüten spätfrostgefährdet, was das Verbreitungsgebiet einschränkt. Wer wirklich reichlich und gute Früchte ernten will, sollte deshalb in einen Boden pflanzen, der möglichst tiefgründig, nährstoffreich und gut durchlüftet ist. Nasse, kalte und schwere Böden mögen diese Kirschbäume dagegen überhaupt nicht.
Sauerkirschen sind hinsichtlich Klima und Boden relativ genügsam. Besonders gut gedeihen sie aber an sonnigen Standorten mit nährstoffreichem, genügend feuchtem, durchlässigem Boden. Doch auch mit weniger guten Böden und raueren Lagen sind sie zufrieden, dann fällt allerdings die Ernte nicht ganz so üppig aus. Lediglich schwere, nasse Böden mag die Sauerkirsche überhaupt nicht, dafür ist die Winterhärte dieser Obstgehölze hervorragend.
Übrigens handelt es sich um ein Missverständnis, dass die Schattenmorelle auch im Schatten gedeiht! Ihr Name hat mit Schatten nichts zu tun und ist vielmehr von dem französischen Wort für Schloss (Château) abgeleitet.
Kirschbäume pflanzen - so geht's
Bevor Sie Ihre neue Kirsche pflanzen, wässern Sie den Ballen gründlich. Bei einer Frühjahrspflanzung geben Sie in das ausreichend große Pflanzloch einen Volldünger für Obstgehölze nach Anweisung hinein. Die Kirschbäume werden so tief gepflanzt, dass der Wurzelballen maximal 2 cm mit Erde bedeckt ist. Anschließend gießen Sie gründlich an.
In Rasenflächen sollten Sie die Baumscheiben freihalten, damit die oberflächennahen Wurzeln der Bäume nicht mit den Rasengräsern um Wasser und Nährstoffe konkurrieren müssen – die Bäume entwickeln sich auf diese Weise besser.
Der Pflanzabstand für Buschobst beträgt 4,5 – 6 Meter, der für Säulenobst 1,5 – 2 Meter.
Pflegetipps für Kirschbäume
Kirschbäume brauchen reichlich Nährstoffe, deshalb ist es ratsam, im Spätwinter/Frühjahr einen Volldünger zu verabreichen.
Das Mulchen der Baumscheibe ist vorteilhaft und unterdrückt Unkräuter, doch darf das Mulchmaterial nicht bis an den Stamm reichen, da ansonsten Fäulnisgefahr droht!
Damit Kirschen gut gedeihen, brauchen sie während des Wachstums eine gleichmäßige Wasserzufuhr. Wässern Sie die Bäume deshalb in Trockenperioden ausreichend – das gilt besonders für frisch gepflanzte, junge Bäume. Zur Zeit der Blüte und während der Fruchtbildung steigt der Wasserbedarf nochmal an. Bei zu viel Wasser, wie z. B. wenn zur Reifezeit viel Regen fällt, platzen die Kirschen allerdings häufig auf - der Grund hierfür ist der steigende Innendruck in den Zellen.
In Kübel gepflanzte Säulenbäume müssen auch in den folgenden Jahren regelmäßig gewässert werden. Kirschen, die in Kübel gepflanzt wurden sollten Sie nach der Befruchtung der Blüten bis zur Ernte der Früchte zusätzlich einmal pro Monat mit einem geeigneten Flüssigdünger nachdüngen.
Kirschbäume schneiden - so klappt's
Ist die Krone von Süßkirschen erst einmal aufgebaut, schneiden Sie am besten so wenig wie möglich. Bei den meisten Bäumen genügt es, den Baum auszulichten und junges Fruchtholz heranzuziehen. Dazu schneiden Sie die Fruchttriebe, die getragen haben, nach der Ernte um die Hälfte ihrer Länge zurück. Wünschen Sie sich eine große Krone, müssen Sie nur zu lange Fruchttriebe einkürzen.
Der beste Zeitpunkt fürs Kirschen schneiden ist direkt nach der Ernte, dann ist die Gefahr des sogenannten Blutens am geringsten. Bei Frost sollte grundsätzlich nicht geschnitten werden.
Säulenkirschen schneiden
Säulenkirschen zeichnen sich im Vergleich zu normalen Kirschbäumen durch einen schmalen sowie säulenförmigen Wuchs aus. Trotzdem sind die Bäume sehr wüchsig, weshalb sie regelmäßig in Form geschnitten werden müssen.
Meist erhalten die Pflanzen in der Baumschule schon einen ersten Erziehungsschnitt. Wenn dies beim Kauf beziehungsweise bei der Lieferung noch nicht geschehen ist, sollten Sie die Säulenbäume vor der Pflanzung um ein Viertel bis ein Drittel ihrer Länge herunterschneiden, damit im nächsten Frühjahr die unter dem Schnitt liegenden Knospen willig austreiben und Fruchtspieße bilden.
Im nächsten Sommer heften Sie dann einen kräftigen, endständigen Trieb als Mitteltrieb zur Stammverlängerung nach oben. Wächst dieser noch im selben Jahr länger als circa 50 cm, kürzen Sie ihn abermals ein. Alle sich bis August bildenden Seitentriebe schneiden Sie auf circa 20 – 30 cm zurück, um eine dichte und kurze Verzweigung am Stamm zu erzielen. Danach bereitet sich der Baum vor, Fruchtholz an den Trieben und entlang des Stammes anzusetzen. Wenn sich an der Spitze mehrere Leittriebe bilden, entfernen Sie diese bis auf den stärksten oder schneiden sie bis auf zwei Knospen zurück.
Ein regelmäßiger und teils harter Rückschnitt (3 – 5-mal im Jahr) ist für eine weitere Formierung unverzichtbar!
Beachten Sie dabei: Die Säulenbäume müssen wie ein schlanker Weihnachtsbaum aussehen. Die unteren Äste bleiben immer etwas länger als die oberen, sonst treibt der Baum nur noch oben weiter und verkahlt unten. Die unteren Seitentriebe werden auf etwa 7–8 Knospen, die mittleren auf 5 – 6 und die oberen auf 2 – 4 Knospen zurückgeschnitten.
Kirschen ernten und lagern
Bei der Reifezeit von Kirschen spricht man von Kirschwochen, die jeweils 11 – 15 Tage beinhalten. Die Reifezeiten können sich insgesamt durch Witterung, Standort und Boden verschieben, wobei die Reihenfolge der verschiedenen Sorten erhalten bleibt. Mit einem Vollertrag können Sie erstmals nach 3 – 4 Jahren rechnen.
- Kirschwoche (14 Tage) → 24. Mai – 6. Juni
- Kirschwoche (12 Tage) → 8. Juni – 19. Juni
- Kirschwoche (11 Tage) → 20. Juni – 30. Juni
- Kirschwoche (13 Tage) → 1. Juli – 13. Juli
- Kirschwoche (12 Tage) → 14. Juli – 25. Juli
- Kirschwoche (15 Tage) → 26. Juli – 9. Aug.
- Kirschwoche (11 Tage) → 10. Aug. – 20. Aug.
Bei Süßkirschen liegt die erste Kirschwoche, je nach Witterung, in der Regel Ende Mai bis Anfang Juni. Den richtigen Zeitpunkt, um die Kirschen zu ernten, erkennen Sie daran, dass die Früchte sich je nach Sorte intensiv rot, schwarz oder gelb verfärben.
Süßkirschen werden nur bei trockenem Wetter gepflückt, weil sie ansonsten rasch verderben – daher mitsamt Stiel pflücken, damit sie nicht so viel Saft verlieren.
Sofern Sie die Kirschen nicht gleich essen, können sie für ein bis zwei Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden. Länger halten sich gepflückte Süßkirschen leider nicht, denn sie sind sehr anfällig für Fäulnis und Schimmel.
Sauerkirschen ernten Sie am besten erst, wenn sie vollreif und saftig sind, denn dann haben sie das intensivste Aroma und die meiste Süße.
Sie erkennen den richtigen Zeitpunkt an der Färbung:
- frühe Sorten (Glaskirschen): leuchtend gelbrote Früchte
- späte Sorten (Weichselkirschen): schwarzrote Früchte
Genau wie Süßkirschen werden auch die Sauerkirschen immer mit Stielen gepflückt damit bei der Ernte kein Saft austritt.
Gepflückte Sauerkirschen halten sich nur kurze Zeit, am besten bewahrt man sie im Kühlschrank auf. Meistens werden sie ohnehin gleich zu Saft, Konfitüre oder Kompott verarbeitet oder in Gläser eingemacht.
Mögliche Krankheiten und Schädlinge an Kirschbäumen
An Kirschbäumen können eine Reihe von Schädlingen und Krankheiten auftreten.
Probleme machen bei Süßkirschen besonders die, an den Blattunterseiten haftenden Schwarzen Kirschenläuse; Fraßschäden an den Blättern verursachen die Raupen des Frostspanners und die Larven der schwarzen Kirschblattwespe.
Großen Schaden richten aber die Larven der Kirschfruchtfliege an, denn die weißlichen Maden fressen Gänge in den Früchten, die dadurch unappetitlich werden. Eine Bekämpfung der Fliegen ist wegen der kurzen Flugzeit der Insekten schwierig, über beleimte Gelbtafeln jedoch nicht unmöglich. Sind die Maden erst einmal in die Früchte eingedrungen, ist jede Gegenmaßnahme zwecklos.
Eine häufig bei Kirschen auftretende Pilzkrankheit ist die Monilia-Spitzendürre, bei der die jungen Zweige absterben. Die Schrotschusskrankheit ist ebenfalls häufig anzutreffen. Der Monilia-Fruchtfäuleerreger verursacht kreisförmig angeordnete Pusteln auf der Fruchtoberfläche.
Sauerkirschen sind dagegen besonders anfällig für die Schrotschusskrankheit, die Monilia- Spitzendürre, aber auch Bleiglanz sowie Bakterienbrand kommen vor.
Bei den Schädlingen haben die Sauekirschen dagegen die gleichen Probleme wie die Süßkirschen, mit Ausnahme der Kirschfruchtfliege, die bei Sauerkirschen interessanterweise keine Probleme bereitet. Dafür tritt die schwarze Kirschblattwespe umso mehr auf.
Brauchen Kirschbäume einen Befruchter?
Bis auf wenige Ausnahmen, wie z. B. moderne oder manche säulenförmig wachsenden Sorten, sind fast alle Süßkirschen nicht selbstfruchtbar und brauchen eine zweite Sorte als Pollenspender. Weil es aber bei Süßkirschen sechsundzwanzig verschiedene Sortengruppen gibt, deren einzelne Sorten sich gegenseitig nicht befruchten können, ist das eine ziemlich komplizierte Sache.
Halten Sie sich daher am besten an unsere Befruchterempfehlungen, die Sie auf jeder Produktseite finden oder fragen Sie beim Kauf in der Baumschule, welche Sorte sich als Pollenspender eignet. Wenn bei Ihnen in der Nachbarschaft viele Süßkirschenbäume stehen, wird sicher ein passender Pollenspender darunter sein.
Eine andere Möglichkeit ist sogenannte Duo-Kirschen zu pflanzen - hier wachsen gleich zwei Sorten an einem Baum.
Sauerkirschen sind in Punkto Befruchtung nicht so kompliziert wie die Süßkirschen, denn je nach Sorte sind diese Kirschen entweder selbstfruchtbar oder brauchen eine fremde Sorte als Pollenspender. Bei den selbstfruchtbaren Sorten kann die Bestäubung übrigens auch durch den Wind erfolgen, sollten die Insekten einmal ausbleiben. Die Sortenwahl für die Bestäubersorte gestaltet sich auch einfacher als bei der Süßkirsche, da sich die meisten Sorten untereinander befruchten können.