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Die Grundlagen zum Obstbäume schneiden
Infos & Tipps vom Profi
Ein gepflegter und gehüteter Baum trägt durch die gute Sorge seines Besitzers seine Frucht zur rechten Zeit, wie man es von ihm erwartet.
Ganz gleich, ob Apfel-, Birnen-, Pflaumen oder Kirschbaum, die meisten Obstgehölze brauchen einen regelmäßigen Schnitt, damit sie zuverlässig reiche Erträge liefern, gesund bleiben und nicht etwa vorzeitig vergreisen. Manch einer hat große Scheu vor „einschneidenden Maßnahmen“. Das muss nicht sein, denn es ist einfacher, als Sie denken. Hier lesen Sie, wie Sie die wichtigsten Erziehungs- und Pflegeschnitte selbst durchführen können. So können Sie Ihre Bäume und Sträucher vital halten und sich jedes Jahr über reiche Ernten freuen!
Warum muss man Obstbäume überhaupt schneiden?
Wahrscheinlich fragen Sie sich, warum Sie Ihre Obstgehölze nicht einfach wachsen lassen können, ohne sie zu schneiden. Nun, ganz einfach: Im Laufe der Jahre „vergreisen“ Bäume, werden struppig und unansehnlich – ohne Schnittmaßnahmen verwildern sie, blühen nicht mehr ausreichend und liefern immer weniger Ertrag.
Sachgerechter Baumschnitt fördert dagegen die Bildung von Fruchtholz und verhindert, dass der Baum alle Energie in die Bildung von Laubtrieben fließen lässt. Außerdem gelangen durch das Auslichten mehr Licht und Luft ins Innere der Baumkronen, das kommt wiederum der Qualität der Früchte zugute. Also keine Angst vor dem Obstbäume schneiden, es dient der Gesundheit der Gehölze und der Steigerung des Ertrages!
Obstbaumschnitt korrekt ausführen
Beim kompletten Entfernen von Ästen und Gabelungen kommt es in erster Linie auf die richtige Schnitttechnik an. Der kleine Wulst zwischen Seiten- und Hauptast muss dabei unbedingt stehen bleiben, in diesem bleibt aktives Gewebe erhalten und die Wunde kann schneller heilen. Auf keinen Fall soll man daher direkt am Stamm schneiden.Beim Schneiden setzten Sie die Schere auf der oberen Seite des Asts an dem meist deutlich sichtbaren Wulst an und führen den Schnitt leicht nach schräg unten und außen durch.
Ausgefranste Schnitte werden entweder sofort nachgearbeitet oder mit einer Hippe glatt geschnitten, dabei sollten niemals Aststümpfe an den Gehölzen stehen bleiben, denn sie trocknen schnell ein und die Wunden schließen sich dann nicht mehr richtig. Das sieht nicht nur unschön aus, solche Aststümpfe sind auch Eintrittspforten für Pilze und Krankheitserreger, die den Baum schwächen.
Profitipp...
"Dicke, schwere Äste brauchen erst einen Entlastungsschnitt."
Bei größeren Ästen besteht schnell die Gefahr, dass sie durch ihr Gewicht beim Schneiden abbrechen und dabei große Wunden reißen. Deshalb werden stärkere Äste zunächst etwa 50 cm oberhalb der eigentlichen Schnittstelle von unten angesägt. Das nimmt die Spannung aus dem Holz. Anschließend sägen Sie etwa 10 cm über der eigentlichen Schnittstelle von oben in den Ast, bis er bricht. Um einen sauberen Abschluss zu bekommen, wird dann der Aststumpf am Wulst glatt abgesägt.
Schon gewusst...?
"Je nach Schnittstärke kommt es zu unterschiedlichen Auswirkungen."
- Starker Schnitt: stärkeres Triebwachstum, wenig Blütenknospen, geringer Ertrag
- Schwächerer Schnitt: schwächeres Wachstum, mehr Blütenknospen, höhere Erträge aber kleinere Früchte
- Sommerschnitt: hemmt das Triebwachstum, sehr gute/schnelle Wundheilung
Immer vor einer Knospe schneiden
Beim Obstgehölze schneiden kommt es darauf an, dass die Pflanzen nach dem Schnitt wieder gut austreiben, ohne dass sich Aststümpfe bilden – deshalb schneiden Sie immer kurz über einer Knospe. Vermeiden Sie es aber, den Schnitt zu dicht an der Knospe anzusetzen, denn sonst trocknet sie anstatt auszutreiben!
Bei gegenständigen Trieben führt der Schnitt leicht schräg von beiden Knospen weg; bei wechselständigen Trieben führt er kurz über einer jungen Knospe leicht schräg von der Knospe weg. Die schräge Schnittführung sorgt dafür, dass sich kein Regenwasser auf der Schnittstelle sammelt.
4 allgemeine Schnittregeln für Obstbäume
Diese Schnittarten gibt es
Oberstes Ziel jeder Schnittmaßnahme muss es sein, viele gut ausgebildete, gesunde Früchte zu ernten. In den nächsten Absätzen möchten wir versuchen, Ihnen die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten beim Obstbaumschnitt deutlich zu machen.
Merke...!
Je nach Alter braucht jedes Gehölz einen anderen Schnitt!
Der Pflanzschnitt bei Obstgehölzen
Zu jeder Pflanzung eines Obstgehölzes gehört der Pflanzschnitt. Wurzelnackte Gehölze, also Pflanzen ohne Erdballen, können nur in der Ruheperiode zwischen Herbst und Frühjahr gepflanzt werden. Beim Ausgraben in der Baumschule geht zwangsläufig ein Teil der Wurzeln, die der Baum in seinem bisherigen Leben gebildet hat, verloren. Um Wurzel und oberirdischen Pflanzenteil wieder ins Gleichgewicht zu bringen, schneiden Sie die Triebe vor dem Einpflanzen zurück:
Je kürzer und schwächer die Wurzeln sind, umso stärker sollte die Krone zurückgeschnitten werden, damit die Pflanze beim Austrieb im Frühjahr weniger Wasser über die Blätter verdunstet. Nach innen weisende oder verkümmerte Triebe werden ganz entfernt. Kräftige, nach außen wachsende Triebe und den Mitteltrieb belässt man.
Anschließend wird der Mitteltrieb um 1/2 bis 1/3 und drei bis vier Seitentriebe um 2/3 auf „Saftwaage“ eingekürzt, damit ist ein gleichberechtigter späterer Austrieb gewährleistet. Dabei schneiden Sie immer vor einem kräftigen, nach außen weisenden Auge. Die obersten ein bis zwei eventuell sehr steil stehenden, starken Triebe, die in direkter Konkurrenz zur Mittelachse wachsen, schneiden Sie bis zur Basis auf Astring ganz weg.
Schon gewusst...?
"Containerpflanzen brauchen kaum Pflanzschnitte."
Gehölze mit Topfballen können das ganze Jahr über gepflanzt werden, ausgenommen sind die heißesten Monate im Sommer und Tage mit Bodenfrost im Winter. Die Pflanzen haben keine Wurzeln eingebüßt und brauchen kaum Pflanzschnitte.
Die Obstgehölze aus unserem Sortiment, bekommen den erforderlichen Pflanzschnitt in der Regel schon vor dem Versand – Sie brauchen also bei diesen Gehölzen vor dem Pflanzen nicht schneiden!
In Form kommen – der Erziehungsschnitt
Der Erziehungsschnitt soll die spätere Form der Obstgehölze fördern. Dazu schneiden Sie in den ersten zwei Jahren alle Triebe heraus, die ins Innere der Pflanze wachsen. Stark verzweigte Triebspitzen werden ebenfalls zurückgeschnitten, damit mehr Licht in die Krone gelangen kann. Wichtig ist immer vor Augen zu haben, wie der Baum oder Strauch später einmal aussehen soll.
Generell gilt: Je langlebiger ein Gehölz ist, umso länger braucht es auch einen Erziehungsschnitt. Bei halb- und hochstämmigen Obstgehölzen kann der Aufbau einer schönen Krone bis zu zehn Jahre dauern.
In Form bleiben - der Erhaltungsschnitt
Junge Triebe, die direkt aus der Erde kommen, oder im Astbereich werden gefördert, alte und vergreiste nach und nach entfernt. Durch den Erhaltungsschnitt können Sie den Alterungsprozess und damit das Vergreisen der Pflanzen verzögern. Gehölze mit kurzlebigen, am einjährigen Holz fruchtenden Trieben schneidet man jährlich, solche mit langlebigen Trieben nur alle zwei bis drei Jahre oder noch seltener.
Ertrag steigern – der Verjüngungsschnitt bei alten Obstbäumen
Wurde längere Zeit gänzlich auf einen Schnitt verzichtet, altern die Obstgehölze und bringen immer weniger Ertrag. Aus kleinen Seitenästen entwickeln sich dann ohne Schnittmaßnahmen mit der Zeit aufrecht wachsende Äste ohne Blütenansatz. Die Äste im oberen Bereich der Krone verzweigen sich immer stärker und bilden so genannte „Besen“, das sind an den Enden stark verzweigte Triebe.
Durch den entstehenden Lichtmangel verkahlt die Pflanze im Inneren der Krone nach und nach. Auch die Bildung von Jungtrieben lässt immer mehr nach, die Obstbäume tragen weniger Blüten und damit auch weniger Früchte.
Merke...!
Ein Verjüngungsschnitt dient dazu, der Pflanze ihre Vitalität wiederzugeben. Er fällt erheblich stärker aus als ein Erhaltungsschnitt.
Beim Verjüngungsschnitt entfernen Sie überalterte Triebe und die Besen vollständig, auch alle quer wachsenden oder nach innen ragenden Triebe sollten gut ausgeschnitten werden. Es verbleibt bei Obstgehölzen immer ein rundherum gleichmäßig verteiltes und sich jetzt verjüngendes Astgebilde.
Im folgenden Frühsommer entstehen nach solch starkem Eingriff meist viele so genannte Wasserschosse, die Sie schon im Juni durch Ausreißen bis auf einige wenige verbleibende reduzieren sollten. Bei Beerensträuchern wachsen die neuen Triebe aus dem Erdboden, diese belassen Sie, sofern sie genug Abstand zu den alten Trieben haben. Sie werden im folgenden Jahr die Alttriebe ersetzen, die dann wiederum entfernt werden.
Die wichtigsten Formschnitte bei Obstbäumen
Spindelbäume schneiden
Die gebräuchlichste und auf den Platz bezogene ertragreichste Erziehungsform für alle Obstgehölze auf schwachwachsenden Unterlagen, egal welche Obstart es sein mag, ist heutzutage im modernen Erwerbsobstbau die Spindelerziehung. Wir machen uns im eigenen Garten die Erkenntnisse der Profis zu Nutze und auf den folgenden Zeichnungen zeigen wir Ihnen, wie es Ihnen gelingen kann, Blütenbildung und Kronenwachstum, also generatives und vegetatives Wachstum im Gleichgewicht zu halten.
Nachdem Sie beim Pflanzschnitt bzw. nach dem Einpflanzen schon darauf geachtet haben, dass die von der Mittelachse abgehenden Zweige möglichst waagerecht gebunden wurden, müssen Sie in der Folge darauf bedacht sein, dass eine relativ schmale, aber nach unten immer breitere Pyramiden- oder Spindelform mit dominanter Mittelachse erzogen wird.
Nach ca. drei Jahren hat sich Ihr Spindelbaum idealerweise so entwickelt, dass allein durch den dann schon guten Fruchtertrag der reine Zuwachs/Austrieb, also das vegetative Wachstum, gebremst worden ist. Relativ wenige Schnitte genügen, um eine gute Belichtung im Inneren der Krone zu erreichen und gleichzeitig den Baum zu neuem, aber nicht zu starkem Austrieb/Wachstum anzuregen.
Profitipp...
"Spindelbäume lassen sich in der Höhe begrenzen."
Wenn Sie nicht wollen, dass Ihr Spindelbaum zu hoch wird, dürfen Sie die Mittelachse auf einen schwächeren, untergeordneten Seitentrieb absetzen. Die nächsten Jahre sollten Sie darauf achten, dass Sie überbauende Seitenäste im oberen Kronenteil rechtzeitig entfernen. So bleibt die pyramidale Spindelform erhalten.
Säulenobst schneiden
Säulenobst - speziell Säulenapfelbäume - haben sortenbedingt ein anderes Wuchsverhalten als die übrigen Apfelsorten. Die Blüten und Früchte bilden sich direkt an den steil stehenden aufrechten Trieben.
Da diese Bäume meist auf stärker wachsenden Unterlagen veredelt sind, können Sie am besten durch einen Sommerschnitt im Juni/Juli die Höhe begrenzen. Seitliche Langtriebe ohne Fruchtspieße sollten Sie ebenfalls im Sommer auf ca. 5 cm kurze Stummel zurückschneiden.
Wachstumsbedingt müssen Kirschen, Pflaumen, Birnen und Aprikosen, die als Säule gezogen werden sollen, über korrigierende Sommerschnittmaßnahmen Jahr für Jahr mehr oder weniger nachformiert werden. Ihr Säulenwuchs ist genetisch nicht so fest verankert wie bei den o.g. Säulenäpfeln.
Obstbäume mit Rund- oder Pyramidenkrone formen
Die so genannte Rund- oder Pyramidenkrone besteht aus drei bis vier Leitästen und einem Mitteltrieb als Stammverlängerung. Zusammen bilden sie das Kronengerüst des Obstbaumes. Die Leitäste sind gleichmäßig um die Mittelachse bzw. die Stammverlängerung herum angeordnet und stehen zu ihr in einem Winkel von etwa 45 Grad oder auch etwas flacher.
In den beiden Jahren nach dem erfolgten Pflanzschnitt werden die Kronentriebe, die das spätere Kronengerüst bilden sollen, jeweils im Februar nochmals um je ein Viertel wiederum auf nach außen stehende Augen zurückgeschnitten, damit sich diese Gerüstäste stabilisieren und zunächst einmal dicker werden. Alle anderen Triebe, die waagerecht stehen, bleiben jedoch ungeschnitten. Steil in die Krone wachsende Triebe werden bis zur Basis entfernt.
Ab dem dritten Standjahr fördern Sie weiterhin die Gerüstäste der Baumkrone und befolgen ansonsten diese 4 einfachen Regeln:
- Alle Wasserschosse (Steiltriebe) werden bis zur Basis herausgeschnitten oder schon mit dem Sommerriss im Juni ausgerissen, wenn die Triebe noch krautig sind.
- Jüngere Triebe (1- oder 2-jährig), die waagerecht oder leicht schräg stehen, werden nicht zurückgeschnitten. Gleiches gilt für Fruchtspieße, das sind oft nur bis 5 cm lange verdickte spitz zulaufende Triebe, an denen Blüten und Früchte ausgebildet werden, auch wenn sie senkrecht stehen. Zu dicht stehende Seitentriebe lichten Sie aus.
- Triebe oder Äste, die sich kreuzen, reiben, oder zu sehr nach innen wachsen, werden entfernt.
- Abgetragene Triebe, die schon Früchte hatten und nach unten hängen, werden geschnitten bzw. auf jüngere waagerechte Triebe abgeleitet.