Pflanzenschädling oder nicht?
Infos & Tipps vom Profi
Manche Insekten sind ja wahre Meister darin sich unsichtbar zu machen. Das trifft auf unsere drei Beispiele allerdings nicht zu! Eingesponnene Sträucher, eine Armada von roten Käfern und scheinbar angespuckte Pflanzen fallen einfach auf. Doch so schlimm die Situation auch scheint, nur eines dieser drei Phänomene müssen Sie unter Umständen aufhalten.
Gespinstmotten – wenn der Garten plötzlich zur Geisterbahn wird
Wenn sich Ihre Sträucher in der Zeit von März bis Juni innerhalb kürzester Zeit in Requisiten aus der Geisterbahn verwandeln, ist mit ziemlicher Sicherheit die Gespinstmotte am Werk. Gerade nach trockenen Sommern und darauffolgenden milden Wintern, wie in den letzten Jahren üblich, lässt sich dieser Spuk beobachten. Dabei stehen besonders Traubenkirschen, Weiden oder Weißdorn bei den Motten hoch im Kurs. Doch wenn es hart auf hart kommt, sind sie nicht wählerisch. So sieht man ihre feinen Gespinste im Frühjahr beinahe überall – auch immer öfter in heimischen Gärten.
Dabei sind es nicht die Motten selbst, die Gehölze in ihrer Umgebung mit den feinen Gespinsten überziehen, sondern ihre Raupen. Zu Hunderten sitzen sie inmitten der wattigen Schleier und fressen, gut geschützt, einen Strauch innerhalb kurzer Zeit komplett kahl. Im Juni verpuppen sie sich schließlich, um ihre Entwicklung abzuschließen. Die eigentliche Gespinstmotte, ein eher unscheinbarer weißer Falter mit schwarzen Punkten, beginnt im Juli ihren Flug und damit auch die Eiablage. Die neue Generation Raupen schlüpft schließlich im August und überwintert ab Mitte September an den Pflanzen.
So unheimlich die Heimsuchung Ihrer Pflanzen auch ist, mit ein wenig Geduld erledigt sich das Problem Ende Juni von selbst. Dann treiben die Sträucher nochmal neu aus und schon kurze Zeit später ist es als wäre nie etwas geschehen. Gesunde, widerstandsfähige Gehölze können mit einem Befall in der Regel sehr gut umgehen und leiden kaum. Und auch die Natur kümmert sich in Jahren mit einem normalen Aufkommen der Gespinstmotte selbst um das Problem. Ihre Geheimwaffe sind Nützlinge wie z. B. Schlupfwespen, Ohrenkneifer oder Ameisen, die sich in naturnahen Gärten gerne niederlassen und gefräßigen Insekten Einhalt gebieten. So können Sie die Sache ohne weiteres Zutun einfach aussitzen.
Merke...!
"Die Raupen der Gespinstmotten richten keinen nachhaltigen Schaden an."
Die Natur regelt das Problem von selbst. Dafür schickt sie Nützlinge wie Schlupfwespen, Ohrenkneifer oder Ameisen, die die Raupen auf natürliche Art reduzieren. Gesunde Gehölze treiben so nach einiger Zeit wieder frisch durch.
Schwächelnde, kränkliche oder sehr empfindliche Exemplare oder Obstgehölze erholen sich dagegen nicht so schnell wieder. Ihnen fehlt durch den späten Neuaustrieb der Schwung, um große Wachstumsschübe zu machen oder reiche Ernten zu bescheren. In diesen Fällen ist es besser, wenn Sie rechtzeitig eingreifen. Solange sich erst vereinzelte Gespinste an den Pflanzen zeigen, hilft Ihnen eine scharfe Garten- oder Astschere weiter. Machen Sie kurzen Prozess und schneiden Sie einfach alle befallenen Stellen ab. Anschließend entsorgen Sie das Schnittgut im Hausmüll, damit die Tierchen auch wirklich aus dem Garten verschwinden. Haben Sie den Moment verpasst, gibt es keine Möglichkeit mehr die Plagegeister schnell wieder loszuwerden. Dann hilft nur abwarten bis der Spuk vorüber ist.
ACHTUNG...!
"Pflanzenschutzmittel sind wirkungslos!"
Die dichten Gespinste halten die Mittel von den Raupen fern.
Pflanzenschutzmittel sind durch die dicht gewobenen Gespinste übrigens nahezu wirkungslos, da sie an ihnen einfach abperlen. So werden ausschließlich die vielen Nützlinge in Ihrem Garten geschädigt. Verzichten Sie zum Schutz der Natur daher bitte auf das Spritzen!
Gespinstmotten sind harmlos für Mensch und Tier
Ganz anders sieht es da mit den Raupen des gefürchteten Eichenprozessionsspinners aus. Ihre Brennhaare können bei Erwachsenen, Kindern und auch Haustieren, wie Hunden oder Katzen zu schweren allergischen Reaktionen auf der Haut oder im Magen-Darm-Trakt führen.
Doch was genau hat der Eichenprozessionsspinner nun mit der Gespinstmotte zu tun? Genau darum geht es – nichts! Doch Jahr für Jahr kursieren Fotos von vermeintlichen Nestern der gefährlichen Raupen des Nachtfalters, die aber eigentlich nur die Gespinste der harmlosen Gespinstmotte zeigen. Mit den beiden Bildern möchten wir den Unterschied deutlich machen – denn die Gespinstmottenraupen (links) sind kein Grund zur Sorge. Das Vorkommen der Eichenprozessionsspinnerraupen (rechts) sollten Sie dagegen bei Ihrer Kommune melden und sich möglichst von befallenen Bäumen fernhalten.
Auch mit den Nestern, die lange nachdem die Raupen bereits verschwunden sind, noch immer an den Gehölzen haften, sollten Sie jeden Kontakt vermeiden. Die Kommune kümmert sich, sofern sich die Nester an städtischen Bäumen befinden, um eine fachgerechte Entfernung. Haben Sie die Raupen dagegen in Ihrem eigenen Garten entdeckt, müssen Sie selbst eine Fachfirma mit der Aufgabe betrauen. Auch hier bitten wir Sie eindringlich, von einer selbstständigen Entfernung abzusehen!
Feuerwanzen – gesellige Wanze sucht Kolonie gegen Einsamkeit
Wenn der lange Winter endlich dem Ende zugeht und die Februarsonne langsam an Kraft gewinnt, werden auch sie wieder aktiv – rote käferähnliche Tierchen, die zu Hunderten besonders an Baumstämmen von Linden oder Robinien, aber auch an anderen warmen, trockenen Orten im Garten auftauchen. Die Rede ist von Feuerwanzen – auch Feuerkäfer oder Friedhofstierchen genannt. Mit ihrem leuchtend roten Körper mit schwarzer Maske auf dem Rücken fallen die gar nicht so kleinen Wanzen einfach immer auf. Und damit sie auch wirklich nicht übersehen werden, bilden sie gleich noch große Kolonien. Denn was ist aufsehenerregender als eine rote Wanze im Garten? Richtig, Hunderte rote Wanzen!
Sollten Sie dieses Phänomen kennen und/oder im eigenen Garten beobachten, können wir Sie direkt beruhigen. Feuerwanzen sind keine Pflanzenschädlinge im herkömmlichen Sinne. Sie saugen zwar an Pflanzenteilen, besonders an Linden- oder Malvenblüten, aber das ohne Schaden anzurichten. Und ihre zweite Leibspeise – tote Insekten – macht sie auch noch nützlich für den biologischen Kreislauf im Garten.
Schon gewusst...?
"Feuerwanzen haben einen festen Platz im biologischen Kreislauf."
Ihre Leibspeise sind tote Insekten. Und da eine Kolonie aus vielen hundert Wanzen besteht, räumen sie in ihrer Umgebung kräftig auf.
Doch hin und wieder passiert es, dass sich eine Feuerwanzenkolonie in direkter Nähe zum Haus niederlässt. Besonders dann, wenn auf Terrassen oder unter Carports Holzstapel oder Pflastersteine lagern. Die Fugen und Ritzen innerhalb der Stapel sind tolle Verstecke, die Feuerwanzen gerne bewohnen. Verirrte Tiere können dann durch nicht geschlossene Türen und Fenster in Wohnräume eindringen und empfindlichere Hausbewohner "belästigen".
Das Problem lässt sich aber ganz leicht lösen: Insektenschutzgitter vor Türen und Fenstern halten Wanzen und andere ungebetene Gäste erfolgreich fern und schützen sie gleichzeitig vor dem Verenden. Denn auch wenn Sie vielleicht denken, dass die Feuerkäfer in Ihrem Wohnzimmer eine neue Kolonie gründen möchten, ist das unmöglich. Schon nach kurzer Zeit, lange bevor sie sich vermehren könnten, wären sie verhungert. Aus diesem Grund wird Ihnen auch jede Wanze dankbar sein, wenn Sie sie einfach mit dem Handfeger vorsichtig auf ein Kehrblech schieben und im Garten wieder absetzen.
Übrigens: Da es sich bei den leuchtend roten Wanzen um keine Pflanzenschädlinge handelt, ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln jeglicher Art durch das Pflanzenschutzgesetz untersagt. Den Giften fallen immer auch wichtige Nützlinge wie Ohrenkneifer, Florfliegen und im schlimmsten Fall sogar Bienen zum Opfer. Vermeiden Sie daher den unbedachten Einsatz solcher Mittel und helfen Sie in Zeiten des Insektensterbens mit, dass sich der Bestand und die Vielfalt an Insekten wieder erholen kann.
Schaumzikaden – wer hat in meine Pflanzen gespuckt?
Stellen Sie sich vor: Eines schönen Morgens im Mai oder Juni schauen Sie im Garten nach dem Rechten. Tag für Tag können Sie jetzt beobachten, wie die Pflanzen mit Macht der wärmenden Sonne entgegen wachsen. Und plötzlich bleibt Ihr Blick an den jungen Trieben eines Phlox hängen. Das gibt es doch nicht, wer hat denn Ihre Pflanze angespuckt? Und vor allem, wie kommt dieser Jemand in Ihren Garten?
Auch bei näherer Betrachtung bleibt der Verdacht bestehen, denn die schaumig-blasige Flüssigkeit, die an den Stängeln klebt, sieht wirklich aus wie Spucke. Bevor Sie nun aber Familienmitglieder zurechtweisen oder die Sicherungsmaßnahmen Ihres Gartens überdenken, können wir Sie beruhigen. Niemand hat Ihnen ins Beet gespuckt – es ist nur eine Schaumzikade, die sich an Ihrem Phlox häuslich niedergelassen hat.
Schon gewusst...?
"Schaumzikaden sind beinahe weltweit verbreitet und lassen sich an vielen verschiedenen Pflanzenarten nieder."
In Deutschland sind 14 Arten heimisch, die zum Teil spezialisiert auf bestimmte Pflanzen sind. Andere sind nicht so wählerisch und tauchen an Wiesenblumen, Gräsern, Kräutern, Erdbeeren oder vielen Gehölzarten auf. Dabei sind die Tiere an für sich vollkommen unscheinbar. Einfach braun oder schwarz können sie leicht mit einem schnöden Käfer verwechselt werden. Die dachartigen Flügel auf dem Rücken verraten sie aber als Angehörige der Zikaden.
Soweit so gut. Doch was hat es jetzt mit dem Schaum auf sich? Der sogenannte Kuckucksspeichel hat mehrere Aufgaben. Als erstes schützt er die kleinen Zikaden vor Fressfeinden aller Art. Inmitten der vermeintlichen Spucke vermutet wohl auch kein Fressfeind seine Beute. Doch der Speichel kann noch mehr. Er ist außerdem die Kinderstube der Zikaden. Innerhalb der Bläschen herrschen die feuchten, warmen Bedingungen, die für die jungen Zikadenkinder zur Entwicklung nötig sind. Der Schaum besteht übrigens zu mehr als 99 Prozent aus reinem Wasser und ist daher kein Grund sich zu ekeln.
Auch in diesem Fall sind Pflanzenschutzmittel nicht nötig. Die Saugschäden, die die Zikaden an den Pflanzen hinterlassen, sind so gering, dass sie nicht der Rede wert sind. Verzichten Sie daher zum Schutz der Natur auf das Spritzen von Mitteln jeglicher Art.
Den Kuckucksspeichel können Sie einfach mit einem scharfen Wasserstrahl von den Pflanzen abspülen. So hat sich das "Problem" innerhalb von Sekunden gelöst und die Insekten in Ihrem Garten können aufatmen.
Fazit: Nicht jedes Insekt an Pflanzen hat auch Böses im Sinn
Diese drei Beispiele zeigen deutlich, dass nicht jedes Krabbeltier, dass sich an Pflanzen zeigt, auch gleich deren Ende bedeutet. Und oft lohnt es sich sogar, genauer hinzuschauen. In der Natur lässt sich so manches spannende Phänomen beobachten. Feuerwanzen und Schaumzikaden schaden nichts und niemandem und auch Gespinstmotten werden nur unter bestimmten Umständen zum Problem.
Je mehr Gartenbesitzer wissen, dass nicht jedes Lebewesen innerhalb eines Gartens auch ein Feind ist, desto weniger werden hoffentlich mit der Zeit zu Gift oder Fallen greifen. Die Natur würde es uns danken!