Deshalb sollten Sie im Beet unterschiedliche Wuchsformen kombinieren
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Die meisten Menschen schauen vor allem auf die Blütenfarbe, wenn es darum geht neue Pflanzen für den Garten auszuwählen. Doch die Natur hat noch viel mehr zu bieten als nur bunte Blüten. Auch die Anordnung der Triebe, die Form der Blütenstände mitsamt ihren Stängeln und die daraus hervorgehenden Fruchtstände haben großen Einfluss auf das Gesamtbild Ihrer neuen Pflanzung.
Durch die Kombination von verschiedenen Wuchsformen lassen sich tolle Kontraste setzen, die das Beet insgesamt und vor allem weit über die Blütezeit hinaus interessant machen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie nun Stauden pflanzen möchten oder Gehölze, Sommerblumen oder auch Blumenzwiebeln.
Warum die Wuchsform ein spannendes Gestaltungselement ist
Bestimmt kennen Sie das auch. Jedes Jahr im Frühjahr, wenn die Gartensaison endlich beginnt, warten Sie darauf, dass sich endlich die ersten Blüten in den Beeten öffnen. Und sind sie einmal da, halten sie bei den meisten Pflanzen leider nur ein paar Wochen. Ist das Beet gut geplant dann übernehmen an ihrer Stelle zwar andere Arten, aber die nun ausgeblühten Pflanzen haben scheinbar ihren Dienst getan – oder nicht?
Was ist...?
"... mit Wuchsform eigentlich gemeint?"
Mit Wuchsform ist der gesamte oberirdisch sichtbare Aufbau einer Pflanze gemeint. Hierzu gehören die Anordnung der Triebe, die Blütenstände in ihrer Höhe, Form und Verzweigung, sowie auch die Fruchtstände.
Anders als ihre Blüten ist die Wuchsform einer Pflanze ein langanhaltendes Gestaltungselement, dass auch noch wirkt, wenn der Farbenrausch der Blütezeit vergangen ist. Sie ist es, die einer Pflanzung erst einen Charakter und dem Beet ansprechende Konturen verleiht. Und das ohne uns zu langweilen, denn der Wuchs einer Staude oder eines Gehölzes verändert sich im Lauf der Jahreszeiten. Wo im Frühjahr farbige Austriebe die Blicke auf sich zogen, bleiben nach der Blütezeit oft hübsche Blüten- und später auch Fruchtstände zurück.
Die Pflanze wird im Verlauf des Gartenjahres höher oder auch buschiger und verändert manchmal sogar ihre Form, wie z.B. das Lampenputzergras. Nach dem Austrieb reckt es seine Halme erst gerade in die Höhe, doch irgendwann neigen sie sich dann zur Seite und wachsen bogig überhängend wieder Richtung Boden. Diese Veränderung im Wuchs gibt dem Gras einen völlig neuen Charakter. Von geradlinig und kühl im Frühjahr wandelt es sich innerhalb weniger Monate zu einem eher verspielt und weich wirkenden Beetbewohner. So entsteht eine andere Stimmung, die dem Beet wieder Spannung gibt und die Neugier auf weitere Veränderungen weckt.
Verschiedene Wuchsformen und ihre Wirkung
Aufrecht wachsend: Aufrecht wachsende Pflanzen eignen sich besonders als Blickfang im Beet. Da sie sehr dominant wirken, sollten Sie sie sparsam einsetzen und mit ihnen nur gezielt Akzente setzen.
- viele Farnarten
- manche Funkien (Hosta)
- Hortensien (Hydrangea)
- Felsenbirne (Amelanchier)
- manche Hartriegel (z.B. Cornus kousa)
- Zaubernuss (Hamamelis)
Waagerecht wachsend: In dieser Gruppe finden Sie vor allem niedrige, kriechende Arten, die Ausläufer bilden und so nach und nach Flächen schließen. Doch auch bei den Bäumen und Sträuchern gibt es waagerecht wachsende Exemplare, wie z.B. den Etagen-Hartriegel (Cornus controversa) oder solche mit schirmförmigen Kronen, wie beim ausgewachsenen Essigbaum (Rhus typhina) üblich.
Die Stärke der waagerechen Wuchsform ist, dass sie einzelne Pflanzen oder Pflanzengruppen optisch miteinander verbinden kann.
- viele Bodendecker
- Etagen-Hartriegel (Cornus controversa)
- Etagen-Schneeball (Viburnum plicatum)
- Essigbaum (Rhus typhina)
Überhängender Wuchs: Viele Ziergräser und einige andere Stauden haben später im Gartenjahr einen überhängenden Wuchs, mit dem sich scharfe Beetkanten brechen lassen. Dazu setzen Sie die Pflanzen einfach nah an die Beeteinfassung, sodass sie diese zum Teil verdecken.
Die überhängend wachsenden Pflanzen wirken weich und verspielt und bewirken einen schönen Kontrast zu aufrechten Formen.
- viele Gräserarten
- Taglilien (Hemerocallis)
- einige Farne
- manche Funkien (Hosta)
- Traubenlilien (Liriope)
- grasartig wachsende Stauden allgemein
Halbkugelig wachsend: Pflanzen mit einem halbkugeligen Wuchs sind besonders für den vorderen Beetbereich geeignet. Sie verbinden einzelnen Pflanzen miteinander und unterstützen so ein stimmiges Gesamtbild, bei dem jede Pflanze im Beet mit den anderen harmoniert.
- Purpurglöckchen (Heuchera)
- manche Storchschnäbel (Geranium)
- Frauenmantel (Alchemilla)
Runder, kugeliger Wuchs: Bei Stauden kommt dieser Wuchs nicht vor. Aber einige Gehölze bilden entweder mit oder ohne Schnittmaßnahmen eine kugelige Wuchsform aus.
Kugelige Formen wirken sehr formal und sind vor allem als Highlight in der Mitte oder als seitliche Begrenzung eines Beetes geeignet. Sie erinnern schnell an die strengen Formen eines Barockgartens und sollten deshalb besser sparsam eingesetzt werden.
- Buchskugeln (Buxus)
- japanische Stechpalmen als Kugeln (Ilex crenata)
- Eibenkugeln (Taxus)
- Kugel-Berberitzen (Berberis)
- Kugel-Kiefern (Pinus mugo ‚Mops‘)
Stauden bei Gärtner Pötschke
Kugeln, Ähren, Teller – die Natur kennt viele Formen für ihre Blüten
Weil es gerade bei Stauden meistens zwei bis drei Jahre dauert bis sie ihren charakteristischen Wuchs voll entfalten, ist es wichtig auch die Blütenformen mit in die Planung einzubeziehen. Sie unterstützen die Blütenfarben maßgeblich und können Spannung erzeugen. Wenn filigrane Blütenwolken über scheibenförmigen Blütentellern schweben und kerzenähnliche Ähren aus einem Meer von Kugelblüten emporragen entstehen schöne Kontraste, die dazu einladen mehr als nur einen flüchtigen Blick auf die Pflanzung zu verwenden.
Köpfchen, Quirle und Kugeln
Pflanzen mit solchen Blüten fallen besonders durch ihre vielen engstehenden Einzelblüten auf, die sich auch vor einem eher unruhigen Hintergrund noch sehr gut abzeichnen. Ihr Platz sollte deshalb vor allem in der Mitte Ihres Beetes sein, da sie hier trotz der umliegenden Pflanzen noch gut zur Geltung kommen.
- Indianernesseln (Monarda)
- Kugeldisteln (Echinops)
- Sterndolden (Astrantia)
- Anemonen
- Witwenblumen (Knautia)
- Zierlauch (Allium)
Ähren, Trauben und Kerzen
Sie ähneln der aufrecht wachsenden Wuchsform und setzen so wie sie vertikale Akzente im Beet. Deshalb gilt auch hier der Grundsatz weniger ist mehr, denn schnell dominieren diese Blütenstände das Gesamtbild der Pflanzung.
Am besten sind sie in kleinen Gruppen im Hintergrund aufgehoben, wo ihre Präsenz von Pflanzengruppen mit scheibenartigen Blüten (z.B. Margeriten) abgemildert wird.
- Salbei (Salvia)
- Ehrenpreis (Veronica)
- Rittersporn (Delphinium)
- Fingerhut (Digitalis)
- Blutweiderich (Lythrum)
Scheiben, Teller und Dolden
Blütenstände dieser Gruppe wirken unkompliziert und einfach. Sie können deshalb starre und formale Formen brechen und eignen sich toll in Kombination mit aufrecht wachsenden Blütenständen wie Ähren, Trauben und Kerzen. Aber auch in Kombination mit Rispen verfehlen sie ihre Wirkung nicht.
Besonders die Doldenblüten lassen Pflanzungen außerdem sehr naturnah wirken, da viele Wild- und Wiesenblumen, wie z.B. die Wilde Möhre zu den Doldenblütlern gehören. Dadurch, dass die einzelnen Blütenstängel eng beieinander sind, entstehen farbenfrohe Flächen innerhalb des Beetes.
- Sonnenbraut (Helenium)
- Aster
- Margerite
- Fetthenne (Sedum)
- Dost (Eupatorium)
- Schafgarbe (Achillea)
Schleier, Wolken und Rispen
Diese Gruppe vereint die wohl „leichtesten“ Blütenstände in sich. Sie lassen Beete verträumt, verspielt, ja sogar verzaubert wirken, wenn sich ihre feinen Blüten im Wind bewegen. Ihre Blütenstände scheinen über den Pflanzen zu schweben und bringen eine neue Ebene in die Pflanzung.
Durch ihre Zartheit wirken sie außerdem leicht transparent und verdecken die anderen Blütenformen im Beet nicht. Auch mit ihnen können Sie Verbindungen zwischen einzelnen Pflanzen schaffen und strenge Formen etwas abmildern.
- Wiesenraute (Thalictrum)
- Prachtspiere (Astilbe)
- viele hohe Ziergräser
- Prachtkerze (Gaura)
Das Ende der Blüte ist der Beginn des Fruchtstandes
Nachdem der Auftritt der bunten Blüten vorbei ist, muss aber mit der Spannung noch lange nicht Schluss sein. Bei vielen Stauden und Gehölzen wandeln sich die einst wunderschönen Blüten in attraktive Fruchtstände, die oft bis in den Winter hinein abwechslungsreiche Akzente ins Beet bringen. Ihr Aussehen ist dabei nicht immer gleich, sondern wandelt sich im Laufe der Wochen – je nach Reifegrad der Frucht. Und selbst nachdem die Samenkapseln ihre Aufgabe erfüllt und sich geöffnet haben bleibt manchmal noch ein hübscher Blütenboden zurück.
Schon gewusst...?
"Nach der Blütezeit entwickeln viele Pflanzen besonders schöne Fruchtstände."
Neigt sich die Blütezeit langsam dem Ende entgegen sollten Sie die letzten Blütenstände nicht mehr schneiden. So entwickeln sich bei vielen Pflanzen wunderschöne Fruchtstände, die Ihre Beete zum Teil sogar über die Winterzeit schmücken.
Gerade bei den Spätsommer- und Herbstblühern sollten sie nach dem Verblühen mit der Schere nicht zu schnell sein. Die (stabilen!) Fruchtstände und Blütenböden einiger Pflanzen verleihen Ihrem Garten im Winter das gewisse Etwas, wenn sich der Reif auf sie legt und sie in der Wintersonne funkeln. Solche Winterhighlights machen in der dunklen Jahreszeit viel aus und können aus einer tristen Einöde ein kleines Winterwunderland zaubern.
Pflanzen mit außergewöhnlichen Fruchtständen
Fazit: Blütenfarben sind nicht alles
Wenn Sie sich wünschen, dass Ihr Garten Ihnen immer wieder neue interessante, spannende oder auch spektakuläre Highlights schenkt, sollten Sie mehr als nur die Blütenfarbe in Ihre Planung mit einbeziehen. So erleben Sie im Laufe der Gartensaison wie sich der Charakter des Gartens mehrmals wandelt und immer wieder zu neuen Entdeckungstouren einlädt.
Wuchsformen und Blütenformen, das teils ungewöhnliche Aussehen von Blütenständen und Fruchtkapseln – sie alle schenken Ihnen immer neue Bilder und verhindern, dass ein Beet nach der Blütezeit unattraktiv und langweilig wirkt.