Stecklinge - die besten Tipps zur Pflanzenvermehrung
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Überblick - auf einen Klick
Viele Pflanzen werden über Stecklinge oder Ableger vermehrt. Durch diese vegetative Vermehrung aus Pflanzenteilen wachsen immer wieder Pflanzen mit den gleichen Eigenschaften der Mutterpflanze, und sie sehen auch aus wie diese. Bei der Vermehrung aus Saatgut spalten sich Kreuzungen von Sorten dagegen in die Eigenschaften der Eltern auf, sehen also nicht aus wie die Mutterpflanze, wenn sie nicht für eine Sorte zur Aussaat gezüchtet wurden.
Wir haben unsere Profis gebeten, das Thema "Pflanzen durch Stecklinge vermehren" verständlich zu erklären. Das Ergebnis ist dieser Artikel, in dem das geballte Wissen der Gartenbranche steckt.
(Header-Bild: iStock.com/Natalia Plankina)
Kopf- oder Teilsteckling - was ist das?
Als Kopfsteckling bezeichnet der Fachmann die Stecklinge, die von der Triebspitze einer Pflanze geschnitten wurden. Bei einigen Pflanzenarten werden aber auch Triebteile abgesteckt, die jeweils mit 1 bis 2 Blattachseln und Blättern geschnitten werden und als Teilstecklinge genauso in die Erde gesetzt und zum Wurzeln gebracht werden.
Bestes Beispiel für Teilstecklinge ist Efeu. An seinen Trieben erkennen Sie bei genauem Hinschauen unter jedem Blattansatz an der Ranke kleine Erhöhungen. Das sind bereits erste Wurzelansätze. Schneiden Sie nun jedes Blatt mit dem dazugehörenden Rankentriebteil ab und stecken den Rankenteil in die Erde, entwickeln sich schon nach kurzer Zeit Wurzeln und aus der Blattachsel ein neuer Trieb. Auf die gleiche Art werden auch viele Philodendronarten und andere Grünpflanzen vermehrt. Einzelne Laubblätter mit kurzem Stielansatz dienen z.B. bei Usambaraveilchen als Stecklinge.
Stecklinge schneiden und stecken - so geht's
Stecklinge sind vorwiegend Triebspitzen, die abgeschnitten werden, sobald sie eine gute Länge erreicht haben und vor allem reif dafür sind. Ist der Steckling zu weich, dann fault er schnell, ist er aber verholzt, dann wird er nur selten anwurzeln. Alle Stecklinge müssen frei von Krankheiten und Schädlingen sein!
Sie werden bei belaubten Pflanzen immer ca. einen Millimeter unter einem Blattansatz geschnitten. Dieser Schnitt muss mit einem scharfen Messer erfolgen, denn es darf nicht gequetscht werden. Stecklinge, die mit einem stumpfen Messer abgequetscht und beschädigt wurden, faulen meist an der Schnittstelle.
Die untersten Blätter am Steckling werden ca. 2 bis 3 mm entfernt vom Trieb am Blattstiel abgeschnitten und große Blattflächen verkleinert, indem sie von der Spitze her zur Hälfte eingekürzt werden. Die Blattflächen kleinblättriger Stecklinge können bleiben, wie sie sind. Welkende Blätter sind der Tod eines jeden Stecklings. Auch Stecklinge, die von zu trockenen Mutterpflanzen geschnitten wurden, sind nur schwer zum Wurzeln zu bringen.
Schon gewusst...?
"Stecklinge können von vielen verschiedenen Pflanzen geschnitten werden."
- Balkonpflanzen
- Kübelpflanzen
- Stauden
- Ziergehölze (belaubt)
- Nadelgehölze
Leider können wir an dieser Stelle nicht im Detail darauf eingehen, welche Pflanzenarten leicht anwurzeln und bei welchen kaum damit zu rechnen ist. Darin besteht aber gleichzeitig auch der Reiz - probieren Sie es doch einfach selbst mal aus.
Gesteckt werden die 5 bis 8 cm langen Stecklinge in ein Erdgemisch, das zu gleichen Teilen aus Torf, feiner Komposterde und Sand gemischt wird. Für Koniferen hat sich ein Mischungsverhältnis von einem Teil Sand zu einem Teil Torf zum erfolgreichen Bewurzeln bewährt. Die Erde wird in spezielle Gefäße für die Aussaat und Anzucht von Pflanzen gefüllt, gut angedrückt und so stark angegossen, dass sie gut durchnässt ist. Als Vermehrungsgefäße eignen sich kleine Töpfe, Schalen oder Kisten.
Stecklinge ziehen - ein wenig Schutz ist notwendig
Damit die Stecklinge nicht zu stark durch Verdunstung austrocknen, müssen die Gefäße unter eine glasklare Folienhaube gestellt werden, die dicht verschlossen ist. Für Einzeltöpfe haben sich Haushaltsfolienbeutel bestens bewährt, die oben zugebunden werden. Für Kisten und Anzuchtschalen benötigt man entsprechend große Folienbeutel oder Folienstücke.
Wichtig ist, dass die Folie nicht auf den Stecklingen liegt: in die Erde gesteckte Stäbe, die über die Stecklinge ragen und den Folienbeutel abstützen, verhindern den direkten Kontakt. Der Luftraum im Folienbeutel sollte so groß wie möglich gehalten werden.
Die so vorbereiteten Stecklinge kommen nun samt Folienbeutel an einen warmen Platz. Erst gleichmäßige Wärme - möglichst über 20 °C - erleichtert eine erfolgreiche Bewurzelung. Je nach Pflanzenart dauert dies in der Regel 2 bis 3 Wochen. Doch rechnen Sie bei Stecklingen von Freilandgehölzen mit mehr Zeit!
Man kann schnell feststellen, ob ein Steckling schon bewurzelt ist, denn spürt man beim vorsichtigen Ziehen an einem Blatt oder der Stecklingsspitze Widerstand, dann haben sich bereits Wurzeln gebildet. Besser ist es aber, solange zu warten, bis die Stecklinge anfangen zu wachsen. Das ist der sichere Hinweis darauf, dass die Bewurzelung erfolgt ist.
Merke...!
"Stecklinge mögen es warm und müssen vor Verdunstung geschützt werden."
Die Temperatur sollte gleichmäßig sein und über 20 °C liegen. Zusätzlich schützen klare Folienhauben die zarten Pflänzchen vor Verdunstung und dem Austrocknen.
Stecklinge umsetzen
Sobald das Wachstum der bewurzelten Stecklinge beginnt, muss die geschlossene Folienumhüllung zum Lüften geöffnet werden, anfangs behutsam, später immer mehr. Nach 1 bis 2 Wochen sollten sich die Pflanzen an die trockene Raumluft außerhalb des Folienbeutels gewöhnt haben. Jetzt ist auch die Zeit gekommen, die Stecklinge mit großer Vorsicht umzusetzen.
Zum Umtopfen ist eine nährstoffreiche, aber nicht zu stark gedüngte Erde zu verwenden. Am besten verwenden Sie hier die im Handel angebotene Pflanzerde speziell zum Pikieren, denn diese erfüllt die Bedürfnisse und den Nährstoffbedarf aller Jungpflanzen, egal ob von Stecklingen oder aus Samen gezogen.
Die jungen bewurzelten Pflanzen werden einzeln in kleine Töpfe gepflanzt - diese sollten allerdings nicht zu groß sein, damit der Wurzelballen auch rasch durchwurzelt werden kann. Übrigens: Wiederholtes Umtopfen fördert Wurzelbildung und Wachstum.