Unkraut wohin Sie schauen? Das muss nicht sein!
Infos & Tipps vom Profi
Traue keinem Ort, an dem kein Unkraut wächst.
„Unkräuter“ werden sie noch immer genannt, Wildkräuter, die sich in Gärten einfinden, ohne dass sie ausgesät wurden. Dabei sind sie alles andere als „Un-Kräuter“. Viele dieser Wildkräuter helfen Mensch und Tier, haben heilsame Kräfte oder sind lebensnotwendige Wirtspflanzen von Schmetterlingen und anderen Insekten. Einige der Unkräuter helfen sogar, im Garten Schädlinge und Krankheiten zu bekämpfen, wie zum Beispiel Ackerschachtelhalm, Brennnessel, Kamille oder Rainfarn. Deshalb sollte man besser sagen: „Wildpflanzen sind keine Unkräuter, aber Konkurrenten unserer Pflanzenarten.“
Nichtsdestotrotz können die Wildkräuter zum Unkraut mutieren - spätestens dann, wenn sie Überhand nehmen und unsere Gartenpflanzen verdrängen. Damit es nicht so weit kommt, haben wir hier ein paar Tipps für Sie, mit denen Sie die Ausbreitung beherrschen können.
Unkraut ist nicht von Grund auf "böse"
Unkräuter, die sich von allein und ungebeten in Gärten einfinden, sind meistens hier heimisch oder als sogenannte Kulturfolger schon viele Jahre bei uns vertreten und optimal an die hier herrschenden Lebensbedingungen angepasst. Boden und Klima bieten ihnen die idealen Voraussetzungen, weshalb sie sich auch sehr stark vermehren. Ausgesäten oder liebevoll gepflanzten Pflanzen sind Unkräuter deswegen auch im Wachstum weit überlegen.
Und genau hier liegt das Problem. Aus diesem Grund müssen Wildkräuter überall dort, wo sie in Konkurrenz zu Gartenpflanzen treten, entfernt werden.
Wissenschaftler haben errechnet, dass Unkraut mit einer Trockenmasse von 50 kg während eines Sommers allein 20.000 bis 25.000 Liter Wasser aus dem Boden aufgenommen und verdunstet hat. Dieses Wasser steht z.B. Ziergehölzen und Obstgehölzen, Stauden oder Ziergräsern nicht mehr zur Verfügung!
Schon gewusst...?
"Warum wird ein Wildkraut zum Unkraut?"
Wildkräuter, die Kulturpflanzen unterdrücken und ihnen Licht, Luft, Wasser und Nährstoffe nehmen werden als Unkräuter bezeichnet. Sie sind nicht tolerant und dulden keine weiteren Pflanzen neben sich. Ihr Ziel ist sozusagen die Alleinherrschaft über eine Fläche - und deshalb müssen wir sie bremsen!
Außerhalb der normalen Anbauflächen bieten „verwilderte“ Ecken aber vielen Kleintieren und Insekten Futter und Unterschlupf.
Und da heutzutage jeder dazu aufgerufen ist, einen Beitrag zum Schutz und Erhalt unserer Umwelt zu leisten, sollten wir unsere Gärten auch für andere Lebewesen als uns selbst gestalten. Schaffen Sie dafür extra Lebensräume für wild lebende Tiere und Pflanzen, deren natürliche Heimat im Zuge von Flurbereinigung, Flächenversiegelung und Bebauung immer mehr abgenommen hat. Es reichen schon wenige Quadratmeter, um einen Beitrag zum Artenschutz zu leisten!
Das Pflanzen von Bienenfutterpflanzen und anderen Insektenweiden, die Krabbeltiere anlocken und mit Nahrung versorgen wäre zum Beispiel eine gute und einfach umzusetzende Maßnahme. Die Insekten sind wiederum Lebensgrundlage für etliche Vogelarten, die nur bei ausreichendem Nahrungsangebot zurück in die Gärten finden werden. Zudem sollten für die Singvögel Nistkästen aufgehangen oder noch besser natürliche Nistplätze geschaffen werden.
Alles müssen Sie sich nicht gefallen lassen.
Trotz alledem heißt die Parole nicht: „Ich ernte nur das, was Schädlinge, Krankheiten und Wildkräuter übrig lassen.“ Alles müssen Sie sich nicht gefallen lassen. Aber was tun?
Unkraut wächst meist sehr schnell, schneller als die Kulturpflanzen. Also müssen Sie vor allem nach dem Aussäen früh mit dem Hacken und Jäten anfangen. Hilfreich und Verwechslungen vorbeugend ist die Reihensaat im Freiland: Markiersaat hilft dabei, die Reihen sicher wiederzufinden.
Es ist ganz entscheidend, dass Aussaaten von Anfang an wildkrautfrei gehalten werden, völlig aus dem Garten verbannen lassen Wildkräuter sich jedoch nicht, denn der Wind trägt Samen über weite Strecken, und auch Vögel schleppen immer wieder Wildsamen ein. Dieser keimt schnell und die Pflanzen wachsen stark.
Trotzdem ist es ein Naturgesetz, dass jedes Lebewesen zur Arterhaltung beiträgt - so lange sein Vorkommen nicht Überhand nimmt.
Schon gewusst...?
"Wildkräuter sind die besten Saatgutproduzenten."
Eine einzige Hederichpflanze produziert beispielsweise 10.000 Samenkörner, eine Distel 15.000 und Klatschmohn sogar 50.000 Samen! Und diese werden durch Wind in Ihrem Garten und den Gärten Ihrer Nachbarn verteilt.
Der richtige Zeitpunkt zum Unkraut bekämpfen
Wer den Kampf gegen das Kraut gewinnen möchte, muss früh mit dem Jäten anfangen. Ist erst einmal eine Aussaat im Unkraut untergegangen, wird es sehr mühevoll, die wüchsigen Wildkräuter zwischen den zarten Keimlingen der Kulturpflanzen zu entfernen. Die Kulturjungpflanzen leiden meist, da ihre Wurzeln beim Herausziehen der Wildkräuter verletzt werden: viele junge Pflanzen gehen dabei zugrunde. Daher sollten Sie nach dem Jäten immer sofort gießen, damit die feinen, nun locker im Boden hängenden Wurzeln wieder Bodenschluss bekommen. Erst danach wird gehackt. Die oberste, gelockerte Bodenschicht kann dabei einfach liegen bleiben, was auch eine zu schnelle Austrocknung der Krume verhindert.
Manches Unkraut vermehrt sich durch Wurzelstücke, die im Boden geblieben sind. Besonders beim Graben mit einem Spaten werden die Pflanzenwurzeln in viele kleine Einzelstücke zerteilt, von denen jedes einzelne wieder neu austreibt. So mancher Gärtner kann ein Lied davon singen, wie schwer es beispielsweise ist, einmal eingeschleppten Giersch wieder aus dem Garten zu verbannen.
Deshalb beim Graben im Herbst oder Frühjahr jedes Wurzelstück einsammeln und in den Biomüll werfen, keinesfalls auf den Kompost, der wäre nur ein Zwischenlager. Wer sichergehen will, muss die Erde sieben und jedes Stück sorgfältig auslesen – mühsam, aber auf Dauer Erfolg versprechend.
Merke...!
"Viele Unkräuter sind Wirtspflanzen von Pflanzenschädlingen und Krankheiten."
Ein Beispiel ist das Hirtentäschelkraut, das den Erreger der Kohlhernie überträgt. Lässt man solches Unkraut zwischen den Kulturpflanzen stehen, wird er auch sehr schnell darauf zu finden sein.
Unkrautvernichter sind keine Lösung
Immer wieder suchen Gartenbesitzer Wege, die das mühsame Hacken und Jäten im Garten überflüssig machen. Leider gibt es kein Wundermittel gegen Unkraut, es wäre auch zu schön. Sicher wird es ein Wunschtraum des Gärtners bleiben, denn chemische Mittel zum Pflanzenschutz (Herbizide) sind nur ganz beschränkt im Garten einsatzfähig, da sie nicht zwischen Kulturpflanzen und Wildkräutern unterscheiden. Es gibt keine chemischen Mittel, die nur die unerwünschten Pflanzen bekämpfen.
Deshalb werden in der Landwirtschaft diese Herbizide nur für Monokulturen eingesetzt. Dort können sie keinen so großen Schaden anrichten wie auf kleinen Gartenflächen mit vielen verschiedenen Kulturpflanzen.
Es bleibt also für das Beet im Garten nur fleißiges Unkraut jäten und hacken: dies kostet kein zusätzliches Geld, und die Gartenarbeit hilft, den Körper fit zu halten. Außerdem werden so nicht noch zusätzliche chemische Stoffe in den Boden eingebracht, von der Belastung unserer Nahrung und der schädlichen Wirkung auf viele nützliche Insekten einmal ganz abgesehen.
Tricks, die die Arbeit erleichtern
Trotzdem sind Sie nicht machtlos! Eine vorbeugende und sehr wichtige Maßnahme beim Unkraut bekämpfen ist das Mulchen, auch und besonders auf den Beeten. Mulchen dämmt Wildwuchs ein und erhält die Bodenfeuchtigkeit und -beschaffenheit. Zum Mulchen muss der Boden feucht und warm sein, trockene Böden werden vorher gewässert.
Gemulcht wird zu Beginn der Wachstumsperiode, dann sind die einjährigen und flach wurzelnden Unkräuter bis zum Herbst eingegangen. Tief wurzelnde Unkräuter wie Winde, Ampfer und Löwenzahn sind hartnäckiger. Hier kann mehr als ein Jahr vergehen, bis Sie die Plagegeister los sind. Zum Mulchen eignen sich spezielle Folien, Kompost, Gras und Heu (Vorsicht, schnell sind neue Samen eingeschleppt), Stroh, Rinden verschiedener Bäume oder mineralischer Kies und Splitt.
Ein weiterer Trick ist das frühzeitige Saatbeet. Dazu decken Sie die Beetfläche mit Glas oder Folie ab. Die nun wachsenden einjährigen Wildkräuter jäten Sie nach zwei Wochen, danach können Sie aussäen. Damit ist die Konkurrenz erst einmal ausgeschaltet.
Video: Die 5 besten Tipps gegen Unkraut
Tipps zum Unkraut jäten
Die Bekämpfung von Unkraut im Garten ist eine wahre Sisyphusarbeit und will schier kein Ende nehmen. Einige bewährte Tipps und Hinweise sollen helfen, Ihnen die Arbeit zu erleichtern und eine zu große Ausbreitung der Wildkräuter zu verhindern.
Besonders wichtig: Jäten Sie rechtzeitig, solange die Wildpflanzen noch klein sind und sich gut herausziehen lassen. Dies ist der einfachste und sicher erfolgreichste Weg der Unkrautbekämpfung im Garten. Ziehen Sie die Wildkräuter als junge Pflanzen, dann haben sie erst geringe Mengen Nährstoffe und Wasser aus dem Boden verbraucht. Auch stören die kleinen Wurzelballen beim Herausziehen nicht die umgebenden Kulturpflanzen.
Ein weiterer Tipp ist das Wässern der Beete vor dem Jäten. Unkraut lässt sich nämlich bei feuchtem Boden leichter und einfacher entfernen, als auf trockenem Boden. Warten Sie daher einen Regenschauer ab oder wässern Sie den Boden vor dem Jäten.
Wurzelunkräuter sind mitsamt dem oft stark verzweigten Wurzelballen zu entfernen. Da die Wurzeln häufig bis in die tieferen Schichten reichen, müssen dort sämtliche auch noch so kleine Wurzelstücke entfernt werden. Beim Umgraben sind sie sorgfältig einzusammeln.
Wer nicht hartnäckig genug hinter diesen Plagegeistern her ist, wird schnell unangenehme Überraschungen mit ihnen erleben. Besonders an Stauden, die schon mehrere Jahre an einer Stelle stehen, wachsen z. B. Quecke, Ackerwinde, Giersch und Löwenzahn prächtig und nisten sich mit ihren Wurzeln in deren Wurzelballen ein. Das gilt auch für Ziersträucher, Obstbäume und Obststräucher. Insbesondere die Randstreifen des Rasens sind Ausgangsort für die Ausbreitung auf den Beeten.